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Glossar: Zwerchhaus

Zwerchhaus

Das Zwerchhaus ist eine Ausformung des Dachgebälks quer zum Hauptfirst.

Im Gegensatz zur Gaube ist es mindestens ein Stockwerk hoch und führt die Hausfassade vertikal fort.

„Zwerch“ stammt vom mittelhochdeutschen „twerch“ bzw. „dwerch“, was „verkehrt“ oder „quer“ bedeutet.1 Das Zwerchhaus ist demnach nach ein quer zum Hauptfirst verlaufender Teil des Daches.
 

Bild [1]: Gebäude mit Zwerchhaus, Weilburger Straße 10, Braunfels   Bild [1]: Gebäude mit Zwerchhaus, Weilburger Straße 10, Braunfels
Foto: Jasmin Diefenbach

Den frühen Ursprung des Zwerchhauses findet man vermutlich bei den Querschiffen der Sakralarchitektur. Bereits am Speyrer Dom aus der Romanik findet man Vorläufer.2

In der Gotik und der Renaissance trat das Zwerchhaus dann erstmals in seiner heutigen Form auf. So findet man es in Form von Zwerchgiebeln bereits an den Rathäusern in Braunschweig, Goslar und Stralsund3 sowie an der Meißener Albrechtsburg4.

In der gewöhnlichen Profanarchitektur tritt das Zwerchhaus dann verstärkt Ende des 16. Jahrhunderts auf. Besonders hervorzuheben ist hier das Stadtbild von Münden. Dort findet man das es in einer Vielzahl ab etwa 1550.5

Neben dem klassischen Zwerchhaus (Abb. 2 erste Zeichnung von links) gibt es auch andere Dachausformungen, die dem Zwerchhaus ähneln und mit denen man es verwechseln könnte. Dazu gehören die Giebelgaube: Zurückgesetzte Gaube mit quer zum Hauptfirst verlaufendem Satteldach, der Zwercherker: Zwerchhaus, dessen Fassade über mehrere Stockwerke auskragt und der Zwerchgiebel: Stellenweise Fortführung der Hauptfassade durch einen Dreiecksgiebel mit quer zum Hauptfirst verlaufendem Satteldach und das Kreuzdach: Dach mit zwei orthogonal zueinander verlaufenden Firsten und Dreiecksgiebeln.

 

[Bild 2]: Zwerchhaus, Giebelgauben, Zwercherker, Zwerchgiebel, Kreuzdach
[Bild 2]: Zwerchhaus, Giebelgauben, Zwercherker, Zwerchgiebel, Kreuzdach

 

weiterführende Informationen unter: Braunfels>Zwerchhäuser


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

1 B. Parashkevov, Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur. Lexikon etymologischer Dubletten im Deutschen. Berlin, New York: Walter de Gruyter.
Scotti (1836), S. 286
2 U. Albrecht, Das Zwerchhaus. Zur Genese, Entwicklung und Verarbeitung eines architektonischen Leitmotivs im mitteldeutschen Profanbau der frühen Neuzeit. In: Po Obu Stronach Bałtyku, 2., S. 366

3 G. U. Großmann, Renaissanceschlösser in Hessen. Architektur zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Regensburg: Schnell & Steiner., S. 177

4
U. Albrecht, Das Zwerchhaus. Zur Genese, Entwicklung und Verarbeitung eines architektonischen Leitmotivs im mitteldeutschen Profanbau der frühen Neuzeit. In: Po Obu Stronach Bałtyku, 2., S. 357
5 H. Luxner, Fachwerk-Häuser. Mannheim: Welz Vermittlerverlag Mannheim., S. 33

Bild [1]: Fotografie Jasmin Diefenbach
Bild [2]: Zeichnung Jasmin Diefenbach


Autorengruppe: Studentinnen und Studentenletzte Aktualisierung dieser Seite: 30. Januar 2017
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Jasmin Diefenbach JD01-004 : PDF

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