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Bauteiltypologie: Treppengiebel
Treppengiebel
Eine Giebelform
Der Treppengiebel (auch Stufen- oder Staffelgiebel) ist eine ab dem Mittelalter genutzte Giebelform. Er hat eine abgetreppte Kontur und ragt über das Dach heraus, sodass First und Traufe verdeckt werden.1
Abb.1: Schulpforte, ehemaliges Zisterzienserkloster, Wirtschaftsgebäude [+]
Das erste bekannte Gebäude mit Treppengiebel, das Overstolzenhaus in Köln, entstand bereits im 13. Jahrhundert. Es ist einer der wenigen romanischen Bauten mit Treppengiebel,2 dieser wurde erst im 16. Jahrhundert vermehrt gebaut.
Treppengiebel wurden vor allem bei Profanbauten genutzt, aber auch bei Kirchen. In der Backsteingotik waren diese weit verbreitet, da der Giebel aus Backsteinen einen breiten Spielraum an Ausgestaltungen möglich gemacht hat.3 Während der Hofgiebel oft noch in Fachwerkbauweise errichtet wurde, wurde der Schaugiebel zur Straße hin aus Backstein errichtet. Das norddeutsche Bürgerhaus hat sich in den vier Jahrhunderten ab 1250 kaum verändert.4 | ||
Abb.2: Overstolzenhaus, Köln. [+] |
Es gibt keine Regelung über die Größe oder der Anzahl der Stufen, weshalb man die verschiedensten Ausgestaltungen findet. Als Regenschutz wurden die Stufen mit wetterfesten Werksteinen abgedeckt, die mit einer Wasserschräge mit Tropfkante ausgestattet waren.5 Gelegentlich wurden die Stufen mit Zinnen, Blendbögen u.a. verziert, um den Treppengiebel reizvoll zu beleben.
Treppengiebel wurden wahrscheinlich wegen ihres repräsentativen Charakters verwendet, weshalb man diese oft auf der zur Straße gewandten Seite sieht. Dies lässt sich am Overstolzenhaus, einem Patrizierhaus in Köln, belegen. Der Treppengiebel erfüllt hier die Aufgabe, den Reichtum der Bewohner nach außen an der Fassade deutlich zu machen. Er dient somit der Zierde.6 Andererseits gibt es Thesen zur Funktion der Giebel, die dem widersprechen.So gehen Forscher zum einen davon aus, dass der Giebel eine wirkungsvolle Brandbekämpfung darstellt, da dieser Traufe und First des Gebäudes verdeckt und so das strohbedeckte Dach dahinter schützt. Eine weitere These geht davon aus, dass der Treppengiebel den Aufstieg auf das Dach für den Schornsteinfeger erleichtert. Diese Thesen konnten aber nicht belegt werden.7
Ein regionales Beispiel für ein Gebäude mit Treppengiebel ist das Rathaus am Römerberg in Frankfurt. Es besteht aus ursprünglich elf Bürgerhäusern, die ab 1405 zum Rathaus umgebaut wurden.
Die drei Hauptgebäude des Rathauses besitzen zum Platz hin jeweils eine Fassade mit einem spätgotischen Treppengiebel.8
Abb.3: Frankfurt am Main, Der Römerberg. [+]
Literatur- und Quellenverzeichnis
Klaus Freckmann, Hausformen, Bauweisen und Nutzungsarten vom Mittelalter bis in die Neuzeit, Köln, 2002.
Moritz Heyne, Das deutsche Wohnungswesen, 2013.
Hartmut Hofrichter, Architektur des Mittelalters, 2013.
Rudolf Pfefferkorn, Norddeutsche Backsteingotik, Hamburg, 1984.
Volker Rödel; Heike Kaiser; Heinz Schomann (1994): Stadt Frankfurt am Main. Überarb. 2. Aufl., limitierte Sonderaufl. aus Anlaß der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag [u.a]
(Materialien zum Denkmalschutz in Frankfurt am Main, 1).
G. Ungewitter, Lehrbuch der Gotischen Konstruktionen, 1892.
Matthias Untermann, Handbuch der mittelalterlichen Architektur, Stuttgart, 2009
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
1 Hofrichter, Hartmut, Architektur des Mittelalters, 2013, S.151
2 Untermann, Matthias, Handbuch der mittelalterlichen Architektur, Stuttgart, 2009, S.321
3 Heyne, Moritz, Das deutsche Wohnungswesen, 2013, S.228
4 Pfefferkorn, Rudolf, Norddeutsche Backsteingotik, Hamburg, 1984
5 Ungewitter, G., Lehrbuch der Gotischen Konstruktionen, 1892, S.432
6 Freckmann, Klaus, Hausformen, Bauweisen und Nutzungsarten vom Mittelalter bis in die Neuzeit, Köln, 2002, S.31
7 Freckmann, Klaus, Hausformen, Bauweisen und Nutzungsarten vom Mittelalter bis in die Neuzeit, Köln, 2002, S.31
8 Rödel, Volker; Kaiser, Heike; Schomann, Heinz (1994): Stadt Frankfurt am Main. Überarb. 2. Aufl., limitierte Sonderaufl. aus Anlaß der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag [u.a] (Materialien zum Denkmalschutz in Frankfurt am Main, 1), S.65
Abb.1: Schumacher, Dieter (1991), Aufnahme-Nr. B 17.725/17; Microfiche-Scan mi13340f13; Veröffentlicht mit Genehmigung von Bildarchiv Foto Marburg.
Abb.2: Overstolzenhaus, sogenanntes Tempelhaus, Köln, Rheingasse 8; Entnommen aus Bildarchiv Foto Marburg, Microfine-Scan mit01295f01; Urheberrecht: Foto: Rheinisches bildarchiv Köln, RBA 137 265, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05213913, Stand 08.06.18
Abb.3: Smissen, Friedrich van der (1910/1929), Aufnahme-Nr. 70.901; Microfiche-Scan mi00603a03; Veröffentlicht mit Genehmigung von Bildarchiv Foto Marburg.
Zitiervorschlag:
Boerner, Nicolas (2016): „Treppengiebel“, in: urbs-mediaevalis.de/Studienportal/Bauteiltypologie, URL:http://www.urbs-mediaevalis.de/pages/studienportal/bauteiltypologie/bauteile-t/treppengiebel.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 08. Juni 2018 Autorin(nen) oder Autor(en): Nicolas Boerner: PDF |