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Bauteiltypologie: Arkade

Arkade

 

1. Kurze Definition

Als Arkade wird eine offene Bogenstellung, beziehungsweise eine Reihung mehrerer Bögen bezeichnet, welche auf Säulen oder Pfeilern oder auf Säulen und Pfeilern ruhen.1 Der Begriff Arkade stammt von dem lateinischen Wort arcus, welches Bogen heißt, ab.
Es gibt unterschiedliche Variationen der Arkade, so zum Beispiel die Wand- oder Blendarkade, wenn sich die Arkade vor einer geschlossenen Wandfläche befindet und nur der Zierde dient.

Blendarkade mit Figuren

Bild [1]: Blendarkade mit Figuren [+]

 

Das Muster der Arkade wird zu einem Arkadengang, wenn dieser Gang gedeckt ist und zu einer seiner Längsseiten hin geöffnet ist. Dieses Element ist vorwiegend in Vorhallen, Atrien, Kreuzgängen oder Laubenhöfen zu finden.2

Die Blendarkade diente in der Baukunst zur Gliederung von Wandflächen und zur Umrahmung von Figuren und Reliefs. Arkaden sollen massige Wände leichter erscheinen lassen oder Räume miteinander verbinden, wie etwa bei Emporen oder Seitenschiffen.3

Anzutreffen sind auch des öfteren Arkaden, die in mehreren Geschossen übereinander liegen. In diesem Fall werden nur die Stützabstände in den oberen Etagen geringer als in den unteren.4

 

2. Arkadensysteme
2.1 Säulenarkade

Einer der ersten Formen der Arkade war die Säulenarkade, bei der die Bögen auf Säulen ruhen. Sie wurde vorwiegend in der altchristlichen Architektur verwendet. Dort wurde sie zum Beispiel als Träger der Hochwand zwischen Mittel- und Seitenschiff einer Basilika verwendet. Das Motiv der Säulenarkade ist in Deutschland im Südwesten in einigen romanischen Kirchen zu finden.5 Im Mittelalter, während der karolingisch-ottonischen Zeit, wurde die Säulenarkade seltener verwendet.6


2.2 Pfeilerarkade

Eine abgeleitete Form der Säulenarkade ist die Pfeilerarkade, bei welcher sich die Bögen auf Pfeilern befinden. Die ersten Pfeilerarkaden wurden im Brückenbau von den Römern errichtet. Die altchristliche Architektur verwendete diese Art der Arkade eher selten. Im Mittelalter, während der karolingisch-ottonischen Zeit, trat die Pfeilerarkade statt der Säulenarkade in den Vordergrund. Während der Romanik ist die Pfeilerarkade in Süddeutschland als verbreitetster Typus am meisten vorzufinden.7 In der Baukunst des 13. Jh. erscheint die Pfeilerarkade immer häufiger mit einem Spitzbogen, was die beginnende Gotik zeigt. Während der Hochgotik wurden die Öffnungen immer höher und es wurden reichprofilierte Spitzbogen gebaut.8 Verschiedene Pfeilerformen, wie Bündelpfeiler oder polygonale Pfeiler treten neu in Erscheinung.
 

Pfeilerarkade   

Bild [2]: Pfeilerarkade [+]

 

2.3 Stützenwechsel in der Arkade

Eine moderne Form der ist der Stützenwechsel in der Arkade. Hier ruhen die Bögen abwechselnd auf Pfeilern und Stützen. Dies kann auf unterschiedlichste Art und Weise geschehen. So kann die Abfolge einfach oder gedoppelt bestehen aus Säule - Pfeiler - Pfeiler - Säule oder Pfeiler - Säule - Säule – Pfeiler oder abwechselnd aus Säule - Pfeiler - Säule - Pfeiler.
Dieses Motiv des Stützenwechsels ist in der karolingischen Zeit anzutreffen, wo zwar die einfache Pfeilerarkade bevorzugt wurde, jedoch in den zweiteiligen Arkaden des Emporengeschosses als Mittelstütze die Säule auftritt.9

Stützenwechsel Säule - Pfeiler in der Arkadenstellung

Bild [3]: Stützenwechsel Säule - Pfeiler in der Arkadenstellung [+]

 
 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Koepf, Hans (1974): Bildwörterbuch der Architektur. 2. Aufl. Stuttgart: Kröner (Kröners Taschenausgabe, 194).

Giese, Leopold: Arkade, Arkatur, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. I (1936), Sp. 1040–1050; in: RDK Labor, URL: <http://www.rdklabor.de/w/?oldid=89654> zuletzt geprüft am 17.12.2015.

Müller, Werner; Vogel, Gunther (1992): dtv-Atlas zur Baukunst. Tafeln und Texte. Orig.-Ausg., 9. Aufl. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (Dtv-Taschenbücher, 3020).

Pevsner, Nikolaus (1984): Lexikon der Weltarchitektur. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (Rororo, 6199).

Schmitt, Otto: A - Baubetrieb (Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, / begonnen von Otto Schmitt ; 1).


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

1 Giese (1936), Sp. 1-2
2 Giese (1936), Sp. 2-3
3 Müller, Vogel (1992), S. 317
4 Koepf (1974), S. 28
5 Giese (1936), Sp. 28-29
6 Giese (1936), Sp. 15-16
7 Giese (1936), Sp. 30-31
8 Giese (1936), Sp. 53
9 Giese (1936), Sp. 17-18

Bild [1]: Stuttgart, Stiftskirche, Denkmäler der Grafen von Württemberg. 1574, Reallexikon der Deutschen Kunstgeschichte, Band 1
Bild [2]: Halberstadt, Liebfrauenkirche, E. 12.Jh., Reallexikon der Deutschen Kunstgeschichte, Band 1
Bild [3]: Gernrode, Stiftskirche St. Cyriakus, 10.Jh., Reallexikon der Deutschen Kunstgeschichte, Band 1

 

Zitiervorschlag:
Löw, Marie Kristin (2015): „Arkade“, in: urbs-mediaevalis.de/Studienportal/Bauteiltypologie, URL: http://www.urbs-mediaevalis.de/pages/studienportal/bauteiltypologie/bauteile-a/arkade.php

Autorengruppe: Studentinnen und Studentenletzte Aktualisierung dieser Seite: 08. Juni 2018
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Marie Kristin Löw PDF

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