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Gesimse und Friese in Braunfels

Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 2: Gesims und Fries in der Architektur
Teil 4: Bezüge zu historischen Bauten und Resümee

 

Welche Bedeutung für das Stadtbild und welchen geschichtlichen Hintergrund haben die vielfach vorhandenen Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels?

 

 

Teil 3: Gesimse und Friese in Braunfels 


Welche Arten von Gesimsen bzw. Friese gibt es in Braunfels?

In Braunfels gibt es eine Vielzahl von Gesimsen an den Häusern. Im Folgenden sollen einige Gebäude mit ihren Gesimsen näher betrachtet werden:

Das historische Postgebäude, Am Kurpark 11

Am Kurpark 11
Bild [19]: Am Kurpark 11 [+]

Das Postamt wurde 1901 bis 1902 nach Plänen von Carl Seiler durch die fürstliche Verwaltung errichtet und an den preußischen Staat vermietet.
Über einem massiven Erdgeschoss mit einem heute nicht mehr genutzten, übergiebelten Eingangsportal erhebt sich ein aufwändiges Fachwerkobergeschoss. Es ist in malerischer Asymmetrie mit Giebeln, Erkern und Gauben gegliedert, wobei Motive aus der Renaissance und dem Frühbarock mit regionaltypischen Elementen gemischt wurden.

In den Details des Gebäudes zeigt sich eine besondere handwerkliche Qualität, die sich u.a. in der inschriftlichen Dokumentation der Handwerkernamen niederschlägt.

Gerade die Betonung der ortsgebundenen Architektur gegenüber den sonst oft monumentaleren Reichspostgebäuden belegt ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein der Fürsten von Solms gegenüber Preußen. Dies wird nicht zuletzt durch die gleichberechtigte Gegenüberstellung der beiden Wappen und Inschriften am östlichen Fenstererker deutlich.8

An diesem Gebäude kann man verschiedenartige Gesimse finden, wie z. B.  zum Einen ein Sockelgesims. Es besteht hier aus einem profilierten rötlichen Sandstein, welcher horizontal ca. 0,80 m – 0,90 m oberhalb des Geländes bzw. der Straße verläuft.  Das Sockelgesims bildet den oberen Abschluss des Kellergeschosssockels.

Zum Anderen befindet sich oberhalb des Erkers im Erdgeschoss – ehemaliger Eingang des Gebäudes – ein Giebelgesims in Form eines Dreieckgiebels mit darunterliegendem Giebelfußgesims.

Des Weiteren befindet sich unterhalb des Eck-Erkers ein Gesims aus mehrfach pofiliertem Sandstein, welches den unteren Abschluss des Eck-Erkers bildet und somit das Erdgeschoss aus Bruchstein von dem darauf gesetzten Obergeschoss aus Holzfachwerk trennt. 

Die sichtbaren Köpfe der Dekenbalken des Obergeschosses mit der darüber liegenden Schwelle bilden ebenfalls eine Art Gesims, welches um das gesamte Gebäude herumläuft und die Trennung der verschiedenen Materialien zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss noch zusätzlich betont.

Die Hohlräume bzw. die Füllgefache zwischen den Deckenbalkenköpfen sind mit teilweise profiliertem und  geschnitztem  Holz verkleidet. Auch zwischen den Deckenbalkenköpfen und der Schwelle verläuft ein schmales Schmuckband aus geschnitztem und farbig angelegtem Holz, welches den Abschluss des Gesimses unterhalb der Schwelle bildet. Dieses Paket aus Deckenbalkenköpfen und den verschiedenen profilierten und geschnitzten Holzschichten bildet eine Art  Gesims, welches sehr dominant an der Gebäudefassade wirkt und es zudem horizontal gliedert.  Die Fassade des Obergeschosses verspringt somit vor die des Erdgeschosses.

Ein weiteres Gesims bildet sich um das Gebäude umlaufend zwischen Obergeschoss und Dachgeschoss ab. Es befindet sich zwischen dem Rähm des Obergeschosses und der Schwelle des Dachgeschosses. Die Deckenbalkenköpfe sind hier nicht sichtbar, weil sie mit einem abgeschrägten Stirnholz, auf welchem florale Motive aufgemalt sind, verkleidet sind. In diesem Fall könnte man es auch als Fries bezeichnen. Oberhalb dieses Stirnholzes verläuft wieder ein geschnitztes und bunt bemaltes Schmuckband, welches den oberen Abschluss des Gesimses bildet. Die Fassade des Dachgeschosses verspringt hier wieder zur Fassade des Obergeschosses.

Als Letztes ist am Eck-Erker unterhalb der Regenrinne ein Traufgesims zu erkennen. Es besteht aus einem unprofilierten Holz, welches unten abgerundet ist. Dadurch soll noch einmal eine klare Trennung zwischen Dach und darunterliegender Fassade erreicht werden.
All diese sieben verschiedenartigen Gesimse gliedern das Gebäude horizontal und lassen die Geschossigkeit klar erkennen.
 

Das historische Gebäude, Am Kurpark 13

Das historische Gebäude, Am Kurpark 13Bild [20]: Das historische Gebäude, Am Kurpark 13 [+]

Das eingeschossige Gebäude wurde 1903 von dem Brauereibesitzer Ludwig Bornwasser errichtet. Der Lage in zweiter Reihe hinter der Post Rechnung tragend, wird eine Gebäudekante von einem auffälligen, zweigeschossigen Turm mit Putzsgraffito, Fachwerkaufsatz und Haube betont. Im übrigen lebt der sehr schlichte Bau vom Wechsel der Putzflächen mit der heute leider gestrichenen Ziegelfassade.9

Als Gesims oder besser als eine Art Fries fällt der gelochte Zierstreifen aus fehlenden Ziegeln oberhalb des Kellergeschosssockels aus Bruchstein auf. Dieser Zierstreifen in Form eines sog. Zahnfrieses trennt zwei verschiedenartige Materialien, nämlich die darunterliegende Ziegelfassade von der oberhalb beginnenden Putzfassade.

Diesen Zahnfries kann man auch am Bamberger Dom bewundern, welcher ein typisches Beispiel für die Romanik darstellt.

Oberhalb der Fenster dieses Gebäudes kann man einen weiteren Fries erkennen, welcher die darunterliegende Putzfläche von der oberhalb beginnenden Ziegelfassade trennt. Die Art dieses Zierstreifen könnte man als eine Art „Zähne“ aus schmalen Ziegelsteinen bezeichnen, welche in die Putzfläche hineinragen. Durch das immer wieder kehrende Muster entsteht ein bestimmter Rhythmus.

Ein weiterer Fries befindet sich unterhalb der Traufe. Genauer betrachtet sind es mehrere übereinandergelagerte Friesformen, wobei sich bei dem einen der Zahnfries vom Sockel wiederholt.

Insgesamt betrachtet erfährt die Fassade des Gebäudes durch die verschiedenen Friese wieder eine horizontale Gliederung und eine Aufwertung der doch eher einfachen Fassade aus Ziegelsteinen.
 

Das historische Gebäude, Am Kurpark 2

Das historische Gebäude, Am Kurpark 2
Bild [21]: Am Kurpark 2 [+]

Zur Geschichte des Gebäudes:
Als der jüdische Schlachter und Finanzagent des Grafen von Solms, Wolff, 1709 das Fachwerkhaus erbauen ließ, richtete er gleichzeitig im Obergeschoss eine Synagoge ein, die bis 1725 benutzt wurde, von der sich aber keine nennenswerten Reste erhalten haben.

Der zweigeschossige, an den beiden Giebelseiten durch Brandwände gesicherte Bau wurde im Keller- und Erdgeschoss mehrfach verändert. An dem mittigen Eingang hat sich wohl die Inschrift, nicht aber die Giebelverdachung erhalten. Im dreizonigen Obergeschoss mit Mann - Figuren schließen sich die Rauten und Streben der Brüstungsfelder zu einem Friesband zusammen. Auch das Zwerchhaus des Daches zeigt reich verzierte Brüstungsfelder.10

Als Gesims könnte man wieder – wie schon beim historischen Postgebäude - den Bereich zwischen dem Rähm des Erdgeschosses und der Schwelle des Obergeschosses bezeichen. Dazwischen liegen die Deckenbalkenköpfe und in deren Hohlräumen bzw. Füllgefachen befindet sich wieder ein schmales und farbig angelegtes Schmuckband aus Holz. Die Trennung zwischen den Geschossen und somit die Geschossigkeit des Gebäudes wird hierdurch verdeutlicht.

Der repräsentative großvolumige Bau ist am Übergang vom Marktplatz zur Straße Am Kurpark von besonderer städtebaulicher Bedeutung.
 

Das historische Gebäude, Am Kurpark 1

Das historische Gebäude, Am Kurpark 1
Bild [22]: Am Kurpark 1 [+]

Der zweigeschossige, traufständige Fachwerkbau wurde in zwei Bauphasen errichtet und erneuert. Laut Überlieferung sollen die ältesten Bauteile aus der Zeit um 1680 stammen. Man kann hier ein sehr schlichtes Gefüge mit einfachen Streben und profilierten Rähmbalken erkennen. Der mittlere der beiden Eingänge zeichnet sich durch die ortstypische Außentreppe mit hübschem Geländer und biedermeierlicher Haustür aus.11

Als Gesims könnte man hier wieder die Trennung zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss sehen, wobei hier oberhalb der Deckenbalkenköpfe noch zusätzlich ein profiliertes Holz angebracht ist und die Füllgefache zwischen den Deckenbalkenköpfen „nur“ verputzt sind und nicht, wie bei den vorherigen Gebäuden, aufwändig mit farbigem Holz verziert sind.
 

Das historische Gebäude und heutige Schlosshotel unterhalb des Kurparks

Das historische Gebäude und heutige Schlosshotel unterhalb des Kurparks
Bild [23]: Schlosshotel [+]


Zur Geschichte des Gebäudes:
Der massive Teil des Gebäudes mit Turm aus Grün – und Sandstein wurde um 1885 – 1887 von dem Architekten und fürstlichen Baurat Carl Seiler erbaut. Zeitgleich gründeten die Braunfelser Prinzen Georg - der spätere Fürst - und Albrecht die Aktiengesellschaft  "Schloss - Hotel" mit dem Zweck, den Fremdenverkehr in Braunfels zu beleben.

Die Kneipp'sche Badeanstalt im Park des Hotels entstand schon 1891.

1896 wurde der Hauptbau um einen Fachwerkteil erweitert: Mit der Dependance "Villa Helene" verfügte das Hotel insgesamt über 50 Gästezimmer.12
Bei diesem Gebäude ist zu aller Erst ein Sockelgesims zu erkennen, welches den oberen Abschluss des Kellergeschosssockels bildet. Der Gesimsstein ist zwar einfach aber dafür sehr massiv ausgebildet und nach vorne abgerundet, ohne Profilierung.

Des Weiteren sind im linken Bereich des Gebäudes an drei Obergeschossfenstern Kämpfergesimse aus rötlichem Sandstein zu finden. Interessant wäre hierbei zu erwähnen, dass nur bei diesen drei Fenstern Kämpfergesimse ausgebildet sind. Bei allen anderen Fenstern des Gebäudes – und das ist eine Vielzahl – sind keine Kämpfergesimse zu finden. Warum ?

Das letzte Geschoss des Turms wird optisch durch einen profilierten Stein – wahrscheinlich das gleiche Material wie der Gesimsstein des Sockels – abgesetzt. Die Fassade des letzten Geschosses des Turmes tritt so vor die der darunterliegenden Geschosse. Der Turm soll so optisch noch einmal hervor gehoben und somit aufgewertet werden.
 

Ein eher unbekanntes Gebäude Am Kurpark

Am Kurpark
Bild [24]: Am Kurpark [+]
 

Am Kurpark - Details
Bild [25]: Am Kurpark - Details


Nähere Informationen zu diesem Gebäude sind leider nicht bekannt. Das Baujahr des Gebäudes liegt geschätzt ca. um 1890 – 1910.

Dieses Gebäude besticht nicht nur durch horizontal verlaufende Friese, sondern es erfährt auch eine starke vertikale Gliederung durch vertikal verlaufende Friese an den Fenstern, welche sich zum Teil über mehrere Geschosse ziehen.

Die Friese bestehen hauptsächlich aus roten Ziegelsteinen, welche wie eine Art „Zahnmuster“ um die Fenster herumlaufen. Unterhalb der Fenster sind zum Teil ornamentartige Schmuckfriese angebracht.

Der einzige horizontale Fries, welcher hervorsticht, ist die Trennung zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss. Wahrscheinlich an der Stelle, an der man die Geschossdecke vermutet.  Oberhalb dieses „zahnmusterartigen“ Frieses ist noch ein profilierter Stein angebracht, welchen man schon eher als Gesims bezeichnen könnte. Es bildet die einzige horizontale Gliederung des Gebäudes aus und definiert auch die Geschossigkeit des Gebäudes.

Zu erwähnen wären noch die massiven Gesimssteine, welche rechts und links unterhalb der Regenrinne an der Traufe des Zwerchhauses mit Giebel angeordnet sind. Es soll so noch einmal betont werden und damit aufgewertet werden.
 

Ein weiteres unbekanntes Gebäude direkt gegenüber, ebenfalls Am Kurpark

Am Kurpark
Bild [26]: Am Kurpark

Nähere Informationen zu diesem Gebäude sind ebenfalls nicht bekannt. Erbaut wurde dieses Gebäude 1894.

Auch bei diesem Gebäude gibt es sowohl vertikale als auch horizontale Friese aus braunen Ziegelsteinen, wobei das Gebäude insgesamt doch eher stark horizontal gegliedert ist, durch die Zierstreifen, welche zusätzlich noch – ganz im Gegensatz zum vorherigen Gebäude – unterhalb und oberhalb der Fenster angebracht sind. Diese würde ich als Zahnfriese bezeichnen, welche oberhalb und unterhalb noch zusätzlich durch einen Streifen Ziegel begrenzt werden. Hier gibt es starke Parallelen zu dem Gebäude  Am Kurpark 13.

Ein weiterer Fries befindet sich zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss, wahrscheinlich wieder an der Stelle der Geschossdecke, wie bei vorherigem Gebäude. Dieser Fries besteht aus mehreren Schichten übereinander gelagerter Zierstreifen aus braunen Ziegelsteinen. Er wirkt schon breiter als die horizontalen Zahnfriese oberhalb und unterhalb der Fenster.

Ansonsten werden die Fenster mit vertikalen Friesbändern eingerahmt, ähnlich wie bei vorherigem Gebäude, nur dass hier nicht so stark die vertikale Gliederung vorhanden ist, indem die Friesbänder geschossübergreifend verlaufen.

Abschließend wäre noch der vertikale Fries an der Gebäudeecke zu erwähnen, welcher dieses noch zusätzlich einrahmt und somit betont.
 

Die fürstliche Rentkammer – Medernsches Haus, Belzgasse 1

Medernsches Haus, Belzgasse 1
Bild [27]: Medernsches Haus, Belzgasse 1 [+]
 

Belzgasse 1
Bild [28]: Belzgasse 1
 

Belzgasse 1 - Details
Bild [29]: Belzgasse 1 - Details


Zur Geschichte des Gebäudes:
In dominanter Lage an der Kreuzung zur Schloßstraße gelegener Fachwerkbau, der um 1700 für den Geheimen Rat Wilhelm Gottfried Meder, einen Jugend- und Studienfreund des Grafen Wilhelm Moritz von Solms, errichtet wurde. 1722 vom Grafen aufgekauft, befindet sich hier seit 1806 die Fürstliche Rentkammer. Der fünfachsige, durch eine Mittelachse aus Eingang und Zwerchhaus betonte Bau, folgt im wesentlichen einem Bautyp, der auch am Marktplatz vorherrscht, hier jedoch wesentlich repräsentativer ausgeprägt ist. Neben dem Walmdach fallen die verzierten Brüstungsfelder auf. Sehr schöner Eingang mit Außentreppe und Ädikularahmung mit Dreiecksgiebel auf gewendelten Säulen.13

Als prägende Gesimse fallen bei diesem Gebäude die Dreiecksgiebelverdachungen über allen Fenstern und über dem Eingangsportal auf, wie sie nur noch bei der Schloßstraße 9 – Palais Hartleben – zu finden sind. Diese sind in hellgrauer Farbe angelegt und bilden somit eine optimale Farbkombination mit der sonst doch sehr dominaten roten Fachwerkfassade.

Als ein weiteres prägendes Gesims für die horizontale Gliederung des Gebäudes könnte man wieder die Trennung zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss bezeichnen. Hier kann man wieder Deckenbalkenköpfe erkennen, auf denen oberhalb und dazwischen profilierte Hölzer angebracht sind, wobei das schmale Holzband zwischen den Deckenbalkenköpfen farbig angelegt ist und somit als Schmuckband dient. Diese Art der Gesimse kann man an allen Fachwerkbauten in Braunfels finden.

Zur gleichen Hausnummer gehört das verputzte Nachbargebäude. Gemeinsam mit Belzgasse 2 und den Bauten in der Schloßstraße bestimmt das Anwesen den Bereich vor dem Schlossaufgang, wo sich hauptsächlich die  Wohnungen von Adligen und Beamten befanden.

Auffallend sind hier wieder die Dreiecksgiebelverdachungen über den Fenstern und im Besonderen über der Toreinfahrt des Gebäudes.

Belzgasse 1a
Bild [30]: Belzgasse 1a [+]

Das Palais Hartleben in der Schlossstraße 9

Schlossstraße 9
Bild [31]: Schlossstraße 9

Schlossstraße 9 – Wandtafel am EingangsbereichBild [32]: Schlossstraße 9 – Wandtafel am Eingangsbereich


Das unmittelbar an den Glockenturm angebaute Gebäude wurde 1681 für den Kammerpräsidenten Ludwig Ernst von Hartleben errichtet, nachdem vermutlich ein Vorgängerbau für den gleichen Bauherrn von 1676 beim Brand 1679 vernichtet wurde. Über einem massiven Erdgeschoss liegt ein teilweise verputztes Fachwerkobergeschoss mit reich geschnitzten Ständern, besonders aufwändig an der Ecke ausgebildet.

Das sehr schöne Eingangsportal mit lateinischer Inschrift gehört zu den künstlerisch wertvollsten in Braunfels.

Der Hof mit den alten Torpfosten, der Pflasterung und einer Remise bildet den Durchgang zu einer kleinen Pforte in den Hainberg.14 Auffällig sind hier wieder die Dreiecksgiebelverdachungen über den Fenstern und über den Gauben im Dachgeschoss – diesmal in Rot angelegt – und im Besonderen über dem Eingang.

Die Trennung zwischen dem Erdgeschoss aus Stein und dem verputzten Obergeschoss als Gesims ausgebildet, ist hier besonders reichlich verziert. Besonders die Holzverkleidung vor den Füllgefachen zwischen den Deckenbalkenköpfen weist florale Motive auf, welche sich an den sichtbaren Ständern wiederholen. Die Holzbänder oberhalb und unterhalb der Deckenbalkenköpfe haben starke Profilierungen, um das Gebäude noch mehr zu betonen.
 

Der historische Fachwerkbau in der Schlossstraße 8

Der historische Fachwerkbau in der Schlossstraße 8
Bild [33]: Schlossstraße 8 [+]
 

Schlossstraße 8 - Details
Bild [34]: Schlossstraße 8 - Details

Unmittelbar an den Glockenturm angebaut, gehört das Fachwerkhaus zu den städtebaulich besonders wichtigen Akzenten.  Über einem vermutlich älteren Gewölbekeller erhebt sich ein relativ hoher, dreigeschossiger Fachwerkbau, der von der östlichen Traufseite erschlossen wird. Das einfache Gefüge mit Mann-Figuren und Stichgebälk wird mit einem geschnitzten Eckständer bereichert, dessen Form auf eine Entstehung des Fachwerks nach dem Brand von 1679 hindeuten. Das 2. Obergeschoss wurde vermutlich nachträglich aufgesetzt.15

Das Gebäude erfährt eine starke horizontale Gliederung durch die Gesimse, welche zum einen das Erdgeschoss vom 1. Obergeschoss trennt und das 1. Obergeschoss vom 2. Obergeschoss. Die Geschossigkeit wird hier betont.

Die beiden Gesimse sind nahezu gleich aufgebaut. Man hat hier wieder Deckenbalkenköpfe, Rähm und Schwelle sind mit schmalen und profilierten Holzbändern aufgewertet, die zum Teil farbig gestaltet sind. Verzichtet wird aber auf das Schmuckband, welches sich oftmals zwischen den Deckenbalkenköpfen befindet. Hier ist nur eine weiße Fläche sichtbar.
 

Die ehemalige Amtskasse – Haus Henrich, Auf der Schütt 5

Auf der Schütt 5
Bild [35]: Auf der Schütt 5 [+]
 

Auf der Schütt 5 - Details
Bild [36]: Auf der Schütt 5 - Details

Das 1901 als Wohnhaus und Gemeindeamtskasse errichtete Gebäude gehört neben dem historischen Postgebäude Am Kurpark 11 zu den repräsentativsten Gebäuden des Architekten Carl Seiler in Braunfels.

In charakteristischer Weise erhebt sich über dem massiven Erdgeschoss in Neurenaissanceformen ein aufwändiges Fachwerkobergeschoss mit Eckturm und Erker. Dieser belegt mit zahlreichen Inschriften und Schnitzereien die Baugeschichte und Funktion des Gebäudes. Im Inneren befindet sich eine schöne Treppe mit Ruhesitz, Stuckdecken und Glasmalereien im Erker.16

Dieses Gebäude ist insgesamt reichlich verziert und erinnert, wie oben schon erwähnt, an das historische Postgebäude Am Kurpark 11.
Hier sind viele ähnliche Elemente zu finden, wie u.a. der steinerne Gesimssockel aus rotem mehrfach profiliertem Sandstein im unteren Bereich des Eckerkers, die Schmuckfriese unterhalb der Fensterbrüstungen....u.s.w.

Die Deckenbalkenköpfe sind hier besonders profiliert. Die profilierten Holzbänder oberhalb und unterhalb sind besonders aufwändig gestaltet, zum Teil auch mit farbigen Schmuckbändern und Schnitzereien, die an Friese erinnern.

Unter den Fensterbrüstungen verläuft ein kleines Schmuckband, welches man vielleicht als Fensterbankgesims deuten könnte. Das Gesims, welches das verputzte Erdgeschoss vom 1. Obergeschoss aus Holzfachwerk trennt, gleicht dem Gesims, welches das 1. Obergeschoss vom 2. Obergeschoss trennt. Unterschiede gibt es nur bzgl. der Verzierungen.

Beim Gesims, welches das 2. Obergeschoss vom Dachgeschoss und das Dachgeschoss vom Dachboden trennt, sind die Deckenbalkenköpfe nicht sichtbar sondern mit einem schrägen Holz verkleidet, welches  florale Ornamentmalerei aufweist. Diese Ähnlichkeiten sind auch bei dem Postgebäude Am Kurpark zu erkennen.

Insgesamt wird das Gebäude durch die geschosstrennenden Gesimse horizontal gegliedert und die Geschossigkeit ganz klar ablesbar.

 

Hier ein Überblick über die schönsten Holzgesimse


Bild [37]: Holzgesims


Bild [38]: Holzgesims


Bild [39]: Holzgesims


Bild [40]: Holzgesims


Bild [41]: Holzgesims


Bild [42]: Holzgesims


Bild [43]: Holzgesims


Bild [44]: Holzgesims


Bild [45]: Holzgesims


Bild [46]: Holzgesims


Bild [47]: Holzgesims


Bild [48]: Holzgesims


Bild [49]: Holzgesims


Bild [50]: Holzgesims

 

Hier ein Überblick einiger Gesimse bzw. Friese aus Stein


Bild [51]: Steingesims


Bild [52]: Steingesims


Bild [53]: Steingesims


Bild [54]: Steingesims


Bild [55]: Steingesims


Bild [56]: Steingesims


Bild [57]: Steingesims

 

Hier alle Fenster- bzw. Eingangsgesimse im Überblick
 

Fenstergesims   Fenstergesims
Bild [58]: Fenstergesims   Bild [59]: Fenstergesims

 

Fenstergesims   Fenstergesims
Bild [60]: Fenstergesims   Bild [61]: Fenstergesims

 

Fenstergesims   Fenstergesims
Bild [62]: Fenstergesims   Bild [63]: Fenstergesims



Bild [64]: Fenstergesims

 

 

Eingangsgesims   Eingangsgesims
Bild [65]: Fenstergesims   Bild [66]: Fenstergesims

 

Eingangsgesims   Eingangsgesims
Bild [67]: Eingangsgesims   Bild [68]: Eingangsgesims



Bild [69]: Eingangsgesims


Bild [70]: Giebelgesims
 

Weitere Gesimse bzw. Friese gibt es ebenfalls an den Gebäuden der Burganlage, deren Entstehung bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht.
Ein gutes Beispiel dafür ist das sog. „Neue Tor“, welches 1662 erbaut wurde:

Das „Neue Tor“
Bild [71] Das „Neue Tor“ [+]


Hier kann man zunächst erst einmal einen abgeschrägten und umlaufenden Gesimsstein erkennen, welcher das untere Geschoss mit Torbogen vom darüberliegenden Geschoss trennt.  Vermutlich befindet sich das Gesims wieder auf der Höhe der dahinterliegenden Geschossdecke.

Ein weiteres Gesims trennt das 1. Obergeschoss vom 2. Obergeschoss. Es ist wesentlich aufwändiger gearbeitet und besteht aus abgetreppten Steinen, welche wie „Zähne“ aussehen und die vorspringende Geschossdecke des 2. Obergeschosses halten. Man könnte sie auch als eine Art Konsolen bezeichnen, die sich in kurzen Abständen immer wiederholen und somit ein Muster erzeugen, was auch auf einen Fries hindeuten könnte. Das 2. Obergeschoss wird somit noch einmal besonders hervorgehoben.

Unterhalb der Traufe befindet sich noch ein Traufgesims. Durch die Anordnung dieser Gesimse und Friese erhält das Gebäude insgesamt eine klare horizontale Gliederung.

Nebengebäude der Burganlage
Bild [72] Nebengebäude der Burganlage [+]


Auch bei obigem Gebäude kann man einen sog. Bogenfries erkennen, welcher das 1. Obergeschoss vom 2. Obergeschoss trennt.  Dieses springt vor die Fassade des 1. Obergeschosses und wird somit zusätzlich betont. Außerdem kann man hier noch Kämpfergesimse bei den Fenstern im 2. Obergeschoss finden.

 

Nebengebäude der Burganlage
Bild [73] Nebengebäude der Burganlage [+]


Dieses Gebäude ist ähnlich wie vorheriges Gebäude aufgebaut, nur mit dem Unterschied, dass es sich hier nicht um einen Rundbogenfries handelt, sondern eher um einen „zahnähnlichen“ Fries.

Einen weiteren Eindruck vermittelt das „Rittertor am Klepper“, welches aus der Umbauphase ab 1845 stammt:

„Rittertor am Klepper“
Bild [74] „Rittertor am Klepper“ [+]


Der obere Bereich des Tores ist wieder durch einen Spitzbogenfries hervorgehoben. Den äußeren Abschluss des Tores bildet ein Zinnenkranz.

„Rittertor am Klepper“
Bild [75] „Klepper“ [+]


Noch weitere Eindrücke der verschiedenartigen Gesimsen bzw. Friese der Burganlage von Schloss Braunfels:

Ein Turm der Burganlage
Bild [76] Ein Turm der Burganlage [+]

 

Burganlage Fassadendetails
Bild [77] Burganlage Fassadendetails

 

Burganlage Fassadendetails
Bild [78] Burganlage Fassadendetails

 

Ein Turm der Burganlage
Bild [79] Ein Turm der Burganlage [+]


Ein Turm der Burganlage
Bild [80] Ein Turm der Burganlage [+]


Nebengebäude der Burganlage
Bild [81] Nebengebäude der Burganlage

 

Hier ein Überblick über einige Friesformen der Burganlage


Bild [82]: Steinfries


Bild [83]: Steinfries


Bild [84]: Steinfries


Bild [85]: Steinfries


Die oben zu sehenden Rundbogenfriese sind alle nach einem Prinzip aufgebaut: Sie bestehen alle aus aneinander gereihten Kreisbögen, deren Schenkel auf kleinen Konsolen liegen. Die Bögen sind aus einzelnen Steinen konstruiert.

Bei dem obigen Spitzbogenfries sind die Bogenteile in die Front der Quader geschlagen.

Diese Friesstreifen gliedern die Gebäude meist geschossweise oder heben das oberste Geschoss eines Gebäudes oder eines Wohnturms besonders hervor.
Durch die Friese soll die Fassade der Gebäude eine gewisse Strukturierung - meist eine horizontale Gliederung - und somit eine Belebung erfahren. In der mittelalterlichen Backsteinarchitektur sind Bogenfriese hauptsächlich an Burgen ein beliebtes Motiv.


Bild [86]: Steingesims


Bild [87]: Steingesims


Bei diesen beiden Friesen handelt es sich nicht um Rundbogenfriese. Es sind eher zum Teil profilierte Formsteine, die als Konsolen dienen und auf denen die auskragende Geschossdecke aufliegt. Ich würde diese eher als Gesimse bezeichnen, welche aber auch strukturgebende Elemente der Fassade sind.

 

Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 2: Gesims und Fries in der Architektur
Teil 4: Bezüge zu historischen Bauten und Resümee


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

8 Quelle: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/objekte/ (Zugriff am 28.05.2015)
9 ebd.
10 ebd.
11 ebd.
12 Quelle: http://www.schloss-hotel-braunfels.de/page.php?id=11 (Zugriff am 29.05.2015)
13 Quelle: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/objekte/  (Zugriff am 29.05.2015)
14 ebd.
15 ebd.
16 ebd.


Bild [19]: Am Kurpark 11; Foto: C. Dernbach
Bild [20]: Am Kurpark 13; Foto: C. Dernbach
Bild [21]: Am Kurpark 2; Foto: C. Dernbach

Bild [22]: Am Kurpark 1; Foto: C. Dernbach
Bild [23]: Schlosshotel; Foto: C. Dernbach
Bild [24]: Am Kurpark; Foto: C. Dernbach
Bild [25]: Am Kurpark
Details; Foto: C. Dernbach
Bild [26]: Am Kurpark; Foto: C. Dernbach
Bild [27]: Belzgasse; Foto: C. Dernbach
Bild [28]:
Belzgasse; Foto: C. Dernbach
Bild [29]: Belzgasse 1 – Details; Foto: C. Dernbach

Bild [30]: Belzgasse 1a; Foto: C. Dernbach
Bild [31]: Schlossstraße 9; Foto: C. Dernbach
Bild [32]: Schlossstraße 9 – Wandtafel am Eingangsbereich; Foto: C. Dernbach
Bild [33]: Schlossstraße 8; Foto: C. Dernbach
Bild [34]: Schlossstraße 8
– Details; Foto: C. Dernbach
Bild [35]: Auf der Schütt 5; Foto: C. Dernbach

Bild [36]: Auf der Schütt 5 – Details; Foto: C. Dernbach
Bild [37-50]: Holzgesims; Fotos: C. Dernbach
Bild [51-53]: Steingesims / -fries; Fotos: C. Dernbach
Bild [54-57]: Steingesims
; Fotos: C. Dernbach
Bild [58-64]: Fenstergesims; Fotos: C. Dernbach
Bild [65-69]: Eingangsgesims; Fotos: C. Dernbach
Bild [70]:
Giebelgesims; Foto: C. Dernbach
Bild [71]: Das „Neue Tor“; Foto: C. Dernbach

Bild [72-73]: Nebengebäude der Burganlage; Fotos: C. Dernbach
Bild [74]: „Rittertor am Klepper“; Foto: C. Dernbach
Bild [75]: „Klepper“; Foto: C. Dernbach
Bild [76]: Ein Turm der Burganlage; Foto: C. Dernbach
Bild [77-78]: Burganlage; Fotos: C. Dernbach
Bild [79-80]: Ein Turm der Burganlage; Fotos: C. Dernbach

Bild [81]: Nebengebäude der Burganlage; Foto: C. Dernbach
Bild [82-85]: Steinfries; Fotos: C. Dernbach
Bild [86-87]: Steingesims; Fotos: C. Dernbach


 

Zitiervorschlag:
Dernbach, Cornelia
(2015): „Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels“, in: urbs-mediaevalis.de/Städtetopographie/Braunfels, URL: http://www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-b/braunfels/einleitung-braunfels.php

Autorengruppe: Studentinnen und Studentenletzte Aktualisierung dieser Seite: 02. Februar 2017
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Cornelia Dernbach [CD01] : PDF

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