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Gesims und Fries in der Architektur
Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 3: Gesimse und Friese in Braunfels
Teil 4: Bezüge zu historischen Bauten und Resümee
Welche Bedeutung für das Stadtbild und welchen geschichtlichen Hintergrund haben die vielfach vorhandenen Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels?
Teil 2: Gesims und Fries in der Architektur
Definitionen
Gesims
"Das Gesims, (lat. simatus: platt gedrückt), ist ein meist horizontales Bauglied, das aus einer Wand hervorragt. Ein Gesims dient zusammen mit senkrechten Architekturelementen wie Lisenen, Pilastern und Säulen der strukturbezogenen Gestaltung bzw. Gliederung von Wandflächen und Fassaden.
Funktion
Das Gesims ist ein altes und wichtiges Gestaltungsmittel der europäischen Architektur. Als Ursprung wird das Geison der griechischen Architektur der Antike angesehen. In folgenden Epochen der Architekturgeschichte waren die Bedeutung und die Ausführung von Gesimsen starken Wechseln unterworfen, sie werden insofern auch mit Friesen verglichen. Kurze, dekorative Gesimsabschnitte als Bekrönung über Türen und Fenstern werden auch als Verdachung bezeichnet. In der Modernen Architektur seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts verloren Gesimse ihre dekorative und gestalterische Bedeutung.
Neben der gestalterischen Funktion hatten Gesimse bei historischen Bauwerken auch eine konstruktive Funktion, als Schutz der unterhalb befindlichen Wand vor Witterungseinflüssen. In diesem Zusammenhang ist ein Gesimsstein ein Formziegel, der in Gesimsen eingearbeitet wurde, beispielsweise als ein Nasenstein mit angearbeiteter Nasenform als Tropfkante." 5
Man unterscheidet folgende Gesimse:
Sockelgesims
Bild [5]: Sockelgesims
Das Sockelgesims bildet den oberen Abschluss eines Sockels.
Stockwerkgesims oder Geschossgesims
Bild [6]: Stockwerkgesims oder Geschossgesims
Bezeichnet ein Gesims an Fassaden, das zwischen den Geschossen liegt. Es kann sich insofern auf der Höhe der inneren Holzbalkendecke befinden und deren Auflager verkleiden. Mit dem Gesims wird schon an der Fassade der vertikale Aufbau des Gebäudeinneren angedeutet.
Fensterbankgesims oder Sohlbankgesims
Bild [7]: Fensterbankgesims oder Sohlbankgesims
Dieses Gesims verläuft auf der Höhe der Brüstung einer Reihe von Fenstern.
Fenstersturzgesims
Bild [8]: Fenstersturzgesims
Das Gesims befindet sich im oberen Bereich des Fensters.
Kapp- bzw. Kaffgesims
Bild [9]: Kapp- bzw. Kaffgesims
Eine besondere Form des Fenstergesims ist das abgeschrägte und gelegentlich unterschnittene Kapp- bzw. Kaffgesims, das bei gotischen Bauwerken direkt unterhalb der Sohlbank verläuft.
Kämpfergesims und Fenstergesims
Bild [10]: Kämpfergesims | Bild [11]: Fenstergesims |
Vorspringende, eher kurze waagerechte Streifen am so genannten Kämpfer unmittelbar unterhalb eines Bogens oder Gewölbes werden Kämpfergesimse genannt.
Über Türen oder Fenster bezeichnet man vorspringende kurze Streifen nicht als Gesimse, sondern als Verdachungen. Neben den horizontalen gibt es auch schräg verlaufende Gesimse. Sie bilden den oberen Abschluss antik bzw. klassisch gestalteter Dreiecksgiebel.
Giebelgesims
Bild [12]: Giebelgesims
Das Giebelgesims ist ein Gesims, das den schräg ansteigenden Schenkel eines Giebels begleitet. Giebelfußgesims bezeichnet ein waagerechtes unteres Gesims am Giebelfuß.
Bild [13]: Giebelgesims / Giebelfußgesims 1 |
Bild [14]: Giebelgesims / Giebelfußgesims 2 |
Vorspringende, eher kurze waagerechte Streifen am so genannten Kämpfer unmittelbar unterhalb eines Bogens oder Gewölbes werden Kämpfergesimse genannt.
Über Türen oder Fenster bezeichnet man vorspringende kurze Streifen nicht als Gesimse, sondern als Verdachungen. Neben den horizontalen gibt es auch schräg verlaufende Gesimse. Sie bilden den oberen Abschluss antik bzw. klassisch gestalteter Dreiecksgiebel.
Dachgesims oder Kranzgesims
Bild [15]: Dachgesims oder Kranzgesims
Dachgesims wird das die Fassade oben begrenzende horizontale Gesims an der Traufkante genannt. Es unterscheidet sich von anderen Gesimsen nicht selten dadurch, dass es viel weiter aus der Wand hervorspringt und sehr differenziert ausgebildet ist. So kann es z. B. mehrfach abgestuft und mit dekorativen und funktionalen Ornamenten wie z. B. Eierstab, Konsolen, Zahnschnitt, etc. geschmückt sein. In diesem speziellen Fall spricht man an Stelle von Dachgesims auch von einem Kranzgesims.
Verkröpftes Gesims
Bild [16]: Verkröpftes Gesims
Eine Verkröpfung ist in der Architektur das Herumführen eines waagerechten Gesimses um einen senkrechten Wandvorsprung. Dabei entsteht eine vorspringende Kante, die auch als Kropfkante bezeichnet wird. Senkrechte Wandvorsprünge können Säulen, Pfeiler oder Pilaster sein.
Putzband
Bild [17]: Putzband
Ein Putzband entsteht, wenn das horizontale Bauglied schlicht und unprofiliert, das heißt flach und mit rechteckigem Querschnitt, aufgeputzt wird. Es kann auf der Fassade genauso angeordnet sein wie die oben beschriebenen Gesimse.
Gesims (Wikipedia)
„Eine aus mehreren Gliedern bestehende Einfassung an dem obersten, bisweilen auch an dem untersten Ende einer Mauerwand oder einer Öffnung. Also sind die Einfassungen, die in den Zimmern zu oberst an der Decke um die Wände herumlaufen, Gesimse, die den Wänden von oben ihre Einfassung geben. Wenn die Wände auch unten an dem Fußboden solche, aus mehreren Gliedern bestehende, Einfassungen haben, so werden sie Fußgesimse genannt. Eine solche Einfassung, die an einem Haus gerade unter dem Dache herumläuft, wird das Hauptgesims des Hauses genannt. Auch die Öffnungen als Türen und Fenster, wenn sie ihre völlige Verzierung bekommen, werden oben mit Gesimsen eingefasst. ...“ 6
Fries
Ein Fries ist in der Architektur ein schmaler Streifen, der einer Umgrenzung, Abgrenzung, Gliederung und Dekoration von Teilen eines Bauwerks dient. Friese können glatt sein, oder plastisch hervortreten, gemalt oder aus einzelnen Bauteilen zusammengesetzt sein. Friese dienen in der Architektur der Gliederung einer Fassade und ähneln insofern den Gesimsen. Der Unterschied gegenüber den leistenartigen Gesimsen liegt in der Wiederholung, dem Rapport, einer Schmuckform in einem gleichbleibenden Rhythmus. Gesimse sind mitunter von Friesen begleitet, mit ihnen kombiniert. Friese können auch aus einzelnen Friesen, bzw. ihren Ornamenten, zusammengesetzt sein.
Friese als Zierstreifen wurden bereits in der Antike neben der Architektur auch in der Plastik, wie beispielsweise an Sarkophagen oder auch rein zweidimensional verwendet, z. B. in der Malerei, Vasenmalerei und als Mosaik. Der allgemeinsprachlichen und kunsthistorischen Bedeutung von Fries als streifenförmiges, sich wiederholendes Ornament steht eine andere in den Altertumswissenschaften gegenüber. Dort wird unter dem Fachbegriff Fries im Zusammenhang mit der griechischen Architektur der Antike vorrangig ein konkretes Bauglied verstanden.
"Im Mittelalter entstanden neue Friesformen mit überwiegend abstrakten und räumlichen Ornamenten. Das waren beispielsweise der Rautenfries, der Diamantfries, der Würfelfries oder auch Schachbrettfries. In der Romanik ist der Bogenfries besonders häufig zu finden, wobei der Kreuzbogenfries auch in der islamischen Baukunst verwendet wird. Die Gotik brachte Maßwerksfriese mit Laubmotiven und Blattmotiven hervor. Daneben gab es auch den Spitzbogenfries, der Lilienfries genannt wird, wenn die Konsolen der Spitzbögen eine lilienförmige Endung haben. In der Renaissance wurden antike Friese wieder aufgegriffen und variiert. Dies gilt auch für die nachfolgenden Stilepochen des Barock und den Klassizismus. Im Historismus des 19. Jahrhunderts wurden die Friese aller vorhergehenden Epochen verwendet, was dazu führt, dass sich im deutschsprachigen Raum vielfältige Friesformen an den Fassaden gründerzeitlicher Gebäude finden. Im 20. Jahrhundert finden sich Friese im Jugendstil, erst in der Modernen Architektur verloren sie an Bedeutung." 7
Ein Beispiel der Romanik:
Bild [18]: Rollen-, Zahn-, Rauten- und Rundbogenfries am Bamberger Dom
Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 3: Gesimse und Friese in Braunfels
Teil 4: Bezüge zu historischen Bauten und Resümee
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
5 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gesims (Zugriff am 01.06.2015)
6 Quelle: Sulzer, S. 177
7 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fries (Zugriff am 01.06.2015)
Bild [5]: Sockelgesims; Quelle: http://www.wmb.pl/wizualizacje/_thumbs/mini_Gzyms_cokolowy_GC9.jpg (Zugriff am 26.05.2015)
Bild [6]: Stockwerkgesims oder Geschossgesims; Quelle:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/00/2011.jpg (Zugriff am 05.06.2015)
Bild [7]: Fensterbankgesims oder Sohlbankgesims; Quelle: https://media-pics1.immowelt.org/6/9/5/C/FDF44D5429ED4027901.jpg (Zugriff am 08.06.2015)
Bild [8]: Fenstersturzgesims; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/1/10/Fenstersturz.jpg/220px-Fenstersturz.jpg (Zugriff am 30.05.2015)
Bild [9]: Kapp- oder Kaffgesims; Quelle: http://www.baukunst-nrw.de/bilder/full/2242_082950.jpg (Zugriff am 07.06.2015)
Bild [10]: Kämpfergesims; Quelle: http://www.architektur-teltscherteam.de/Grafiken_Fassadendetails/Fenster_Fassade.jpg (Zugriff am 05.05.2015)
Bild [11]: Fenstergesims; Quelle: https://de.pinterest.com/pin/350366045990580954/ (Zugriff am 06.06.2015)
Bild [12]: Giebelgesims; Quelle: http://www.reisejournalisten.de/karibik/curacao/giebel_curacao_bonbon_city.jpg (Zugriff am 05.05.2015)
Bild [13]: Giebelgesims / Giebelfußgesims 1; Quelle:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/22/Market_arch_Cattle_Street_Jersey.jpg/220px-Market_arch_Cattle_Street_Jersey.jpg (Zugriff am 17.05.2015)
Bild [14]: Giebelgesims / Giebelfußgesims 2; Quelle: http://www.ich-geh-wandern.de/files/styles/sac_150px/public/locations/imglib/2010/11/taunus_haintchen_grundschule.jpg?itok=1da2dkli (Zugriff am 01.06.2015)
Bild [15]: Dachgesims / Kranzgesims; Quelle:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b.jpg (Zugriff am 03.06.2015)
Bild [16]: Verkröpftes Gesims; Quelle: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/full/12.jpg (Zugriff am 13.05.2015)
Bild [17]: Putzband; Quelle:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/97/Schloss_Kirchlauter_3.JPG/170px-Schloss_Kirchlauter_3.JPG (Zugriff am 15.05.2015)
Bild [18]: Rollen-, Zahn-, Rauten- und Rundbogenfries am Bamberger Dom; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/02/Bamberg-Dom-Friese.JPG/220px-Bamberg-Dom-Friese.JPG (Zugriff am 02.05.2015)
Zitiervorschlag:
Dernbach, Cornelia (2015): „Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels“, in: urbs-mediaevalis.de/Städtetopographie/Braunfels, URL: http://www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-b/braunfels/einleitung-braunfels.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 01. Februar 2017 Autorin(nen) oder Autor(en): Cornelia Dernbach [CD01] : PDF |