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Bezüge zu historischen Bauten und Resümee
Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 2: Gesims und Fries in der Architektur
Teil 3: Gesimse und Friese in Braunfels
Welche Bedeutung für das Stadtbild und welchen geschichtlichen Hintergrund haben die vielfach vorhandenen Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels?
Teil 4: Bezüge zu historischen Bauten und Resümee
Welchen Bezug kann man zu Gebäuden früherer Zeit herstellen?
Ein Element, welches an den Gebäuden in Braunfels immer wieder auftaucht, ist der Dreiecksgiebel in Form von Gesimsen über den Fenstern oder Eingängen. Der Giebel ist eines der ältesten und bedeutendsten Elemente der europäischen Architektur. Er findet sich bereits in der griechischen Architektur und wurde in der Renaissance, im Barock und im Klassizismus aufgegriffen.
Ein Beispiel für die griechische Architektur ist der Dorische Tempel von Agrigent auf Sizilien, welcher um 440 v. Chr. erbaut wurde.
Bild [88]: Dorischer Tempel von Agrigent, Sizilien
Ein Beispiel der römischen Antike ist das Pantheon in Rom, welches 114 n. Chr. unter Kaiser Trajan erbaut wurde.
Bild [89]: Pantheon, Rom
Ein Beispiel für die Renaissance ist der wohl bekannte Palazzo Farnese in Rom, welcher 1534 erbaut wurde.
Bild [90]: Palazzo Farnese, Rom
Hier sieht man Dreiecksgiebelgesimse über den Fenstern und auch waagerechte Fensterverdachungen.
Insgesamt kann man an allen Beispielen zahlreiche verschiedenartige Gesimse und Friese erkennen, welche horizontal angeordnet sind. Dadurch wird die Fassade bzw. einzelne Bauteile hervorgehoben und gegliedert.
In der Modernen Architektur, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, verlor der Giebel aber leider immer mehr an dekorativer Bedeutung.
Ein weiteres Beispiel für Gesimse und Friese ist der Palazzo Medici – Ricardi in Florenz. Er wurde um 1444 von dem Architekten Michelozzo d'Bartolommeo gebaut.
Bild [91]: Palazzo Medici – Ricardi, Florenz
Hier sieht man ein Sockelgesims, Geschossgesimse, welche die einzelnen Geschosse voneinander trennen und ein überdimensionales Kranzgesims mit Friesenbändern. Das Gebäude ist somit stark horizontal gegliedert und die Geschossigkeit ist klar ablesbar. Zuletzt kann man vereinzelt auch Dreiecksgiebel über den Fenstern im Erdgeschoss erkennen.
Am Beispiel des 1446 erbauten Palazzo Rucellai in Florenz kann man ebenfalls Gesimse und Friese zur horizontalen Gliederung finden. Er ist ein bedeutendes Bauwerk im Stil der Renaissance.
Bild [92]: Palazzo Rucellai, Florenz
Ein Beispiel für Rundbogenfriese ist die spätromanische Kirche, das Quirinus - Münster, in Neuss. Sie wurde bereits 1209 erbaut.
Bild [93]: Quirinus – Münster, Neuss
Bild [94]: Quirinus – Münster, Neuss
Vorläufer der Bogenfriese finden sich in der byzantinischen Architektur, besonders aber in der romanischen und gotischen Architektur.
Ein weiteres Beispiel der Romanik ist – wie oben schon erwähnt – der Bamberger Dom. Er wurde um 1200 erbaut und gehört sogar zum Weltkulturerbe.
Bild [95]: Bamberger Dom [+]
Bild [96]: Rollen-, Zahn-, Rauten- und Rundbogenfries am Bamberger Dom
Hier vereinen sich viele unterschiedliche Friesformen wie Rollen-, Zahn-, Rauten- und Rundbogenfries zu einem Gesamtelement.
Ein frühes Beispiel für einen Zahnfries ist die Wallfahrtskirche Prieuré de Serrabone im französischen Departement Pyrénées-Orientales - Région Languedoc-Roussillon - etwa 40 Kilometer südwestlich von Perpignan. Sie wurde bereits um 1130 errichtet.
Bild [97]: Prieuré de Serrabone, Departement Pyrénées-Orientales
Resümee
Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine Vielzahl an Gesimsen und Friesen an den Fassaden der Gebäude in Braunfels zu finden sind. Die Vielfältigkeit an Formen und Materialität ist hier sehr groß. Sie dienen der Fassade als Schmuck und zur Zierde und dadurch werden die Gebäude optisch aufgewertet. Die Fassaden werden dadurch horizontal gegliedert und die Geschossigkeit des Gebäudes ist meist klar erkennbar.
Auch ist zu beobachten, dass an einer Fassade eines Gebäudes die Form und Materialität der Gesimse wechselt. Es werden hier Holzgesimse mit Steingesimsen oder Steinfriesen kombiniert. Dadurch bekommt die Fassade eine gewisse Aufgelockertheit und Lebendigkeit.
Die Holzgesimse dienen nicht nur zur Zierde, sondern hier ist auch die Konstruktion in Form der sichtbaren Deckenbalkenköpfen zu erkennen.
Friese werden häufig auch eingesetzt, um ein Wechsel in der Materialität zu begrenzen bzw. zu betonen.
Das Stadtbild Braunfels wird zum einen durch die Gebäude mit dem Variantenreichtum an Gesimsen und Friesen geprägt und zum anderen gibt es auch Gebäude, welche schmucklose und auf's Minimale reduzierte Fassaden bieten. Die Gegensätze sind hier sehr groß. Dadurch erfährt das Stadtbild insgesamt eine gewisse Lebendigkeit.
Der Zustand der Gebäude in der Innenstadt ist größtenteils in gutem bis sehr gutem Zustand und es ist eine gewisse Sensibilität der Eigentümer zu erkennen, die denkmalgeschützte Bausubstanz zu erhalten.
Insgesamt wird das Stadtbild durch die durchweg bunte Farbgebung der Fachwerkhäuser, die Vielfältigkeit an Schmuckelementen an den Fassaden in Form von Gesimsen und Friesen und durch den größtenteils guten Zustand der Gebäude stark aufgewertet.
Des Weiteren ist festzustellen, dass es viele Beispiele von Gesimsen und Friesen in Braunfels gibt, dessen Entstehungsformen bis in die Antike zurückreichen und durch viele Stilepochen bis ins anfängliche 20. Jahrhundert hindurch getragen werden.
Gesimse bzw. Friese als Elemente der Architektur gibt es schon sehr lange und wiederholen sich immer wieder auf verschiedenste Art und Weise.
Man findet sie sowohl an bedeutenden monumentalen Bauwerken in berühmten Städten als auch an kleinen unscheinbaren Gebäuden
an eher unbekannteren Orten wie Braunfels.
Abschließend kann man feststellen, dass Braunfels mit der doch eher verspielten mittelalterlichen Fachwerkarchitektur einen starken Kontrast bildet zu einer schnörkellosen modernen und manchmal ein bisschen zu kühl anmutenden Architektur, die heute oft zu finden ist.
Teil 1: Einleitung Braunfels
Teil 2: Gesims und Fries in der Architektur
Teil 3: Gesimse und Friese in Braunfels
Literatur- und Quellenverzeichnis
Höcker, Christoph: Architektur Schnellkurs, Köln 2002
Reclam Sachbuch: Wörterbuch der Architektur, Stuttgart 2010
Reclam Sachbuch: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, Stuttgart 2004
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, 1771
Warth, Otto: Die Konstruktionen in Stein, Leipzig 1903
Wetzel, Heidi, Wetzel, Christof: Seemanns grosses Lexikon der Weltarchitektur, Leipzig 2010
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
Bild [88]: Dorischer Tempel von Agrigent, Sizilien; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e7/Agrigent_BW_2012-10-07_13-09-13.jpg
Bild [89]: Pantheon, Rom; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/06/Rome_Pantheon_front.jpg (Zugriff am 11.06.2015)
Bild [90]: Palazzo Farnese, Rom; Quelle: http://roma.andreapollett.com/S5/R-07-12.JPG (Zugriff am 11.06.2015)
Bild [91]: Palazzo Medici – Ricardi, Florenz; http://www.florencewebguide.com/images/palazzo-medici-riccardi-exterior.jpg (Zugriff am 12.06.2015)
Bild [92]: Palazzo Rucellai, Florenz; Quelle: http://www.firenze-online.com/img/visitare/rucellai-palace-florence1.jpg (Zugriff am 12.06.2015)
Bild [93]: Quirinus – Münster, Neuss; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ab/Neuss_StQuirin_von_W1.jpg (Zugriff am 13.06.2015)
Bild [94]: Quirinus – Münster, Neuss; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Bogenfries2.jpg (Zugriff am 13.06.2015)
Bild [95]: Bamberger Dom; Quelle: http://www.stadtfuehrung-bamberg.de/wp-content/uploads/2016/03/Stadtfuehrung-Bamberger-Dom-Rueckseite.jpg (Zugriff am 13.06.2015)
Bild [96]: Rollen-, Zahn-, Rauten- und Rundbogenfries am Bamberger Dom; Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/02/Bamberg-Dom-Friese.JPG/220px-Bamberg-Dom-Friese.JPG (Zugriff am 13.06.2015)
Bild [97]: Prieuré de Serrabone, Departement Pyrénées-Orientales; Quelle: http://static.panoramio.com/photos/original/2989722.jpg (Zugriff am 13.06.2015)
Zitiervorschlag:
Dernbach, Cornelia (2015): „Gesimse und Friese der Bauten in Braunfels“, in: urbs-mediaevalis.de/Städtetopographie/Braunfels, URL: http://www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-b/braunfels/einleitung-braunfels.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 02. Februar 2017 Autorin(nen) oder Autor(en): Cornelia Dernbach [CD01] : PDF |