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9 Resümee und Ausblick

9 Resümee und Ausblick

 
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde der Versuch unternommen, mittels stilistischer Vergleiche, historischer Quellen und Inschriften die komplizierte Baugeschichte der Alsfelder Walpurgiskirche transparenter zu machen.
Im abschließenden Kapitel sollen die Forschungsergebnisse noch einmal zusammengestellt werden. Aufbauend auf den Erkenntnissen zur Datierung der einzelnen Bauabschnitte soll der Zusammenhang zwischen der Baugeschichte der Walpurgiskirche und den politischen und ökonomischen Geschicken der Stadt Alsfeld erläutert werden.

In der Zusammenschau mit den behandelten Vergleichsbauten soll die Walpurgiskirche in der Kunstregion verortet werden. Schwerpunkt ist einerseits die Diskussion „Hallenkirche versus Basilika“, andererseits die Einordnung in den Kontext der Minoritenbaukunst. Da durch die neuen Erkenntnisse zur Formengenese des südlichen Seitenschiffes die Alsfelder Walpurgiskirche noch näher in den Umkreis der Bettelordensarchitektur gerückt wird, befasst sich der Ausblick mit der Frage der Bettelordensbaukunst in der hessischen Kunstregion.

Die Ausgrabungen der Jahre 1971/72 haben gezeigt, dass die Walpurgiskirche über den Fundamenten zweier Vorgängerbauten errichtet wurde. Der erste Vorgängerbau dürfte in das 10. oder 11. Jahrhundert zu datieren sein.
Alsfeld war vermutlich schon im 9. Jahrhundert als karolingischer Hofsitz gegründet worden. Vielleicht stand der bescheidene Kirchenbau in Zusammenhang mit der karolingischen Burg, die sich nördlich des heutigen Burgmauerweges befand (Abb. 2, auf dem Plan als „Bolzplatz“ bezeichnet). Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass das Walpurgispatrozinium bereits von den Konradinern auf den ersten Vorgängerbau der Walpurgiskirche übertragen wurde.
 
Abb. 2: Gesamtanlage der historischen Altstadt [+]

 

1222 wird Alsfeld in einer Urkunde als Stadt genannt. Viele hessische Städte werden in diesem Zeitraum erstmals urkundlich erwähnt, so Grünberg 1194, Friedberg 1219, Homberg/Efze 1231, Homberg/Ohm 1234 und Frankenberg 1240.297 Die Stadt-gründungen gehen fast immer einher mit dem Bau neuer, repräsentativer Stadtkirchen. In Homberg/Ohm wird in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts eine noch dem romanischen Formenapparat verpflichtete Kirche errichtet, in Friedberg beginnt man um 1260, in Grünberg um 1275, in Frankenberg um 1286 mit dem Bau gotischer Kirchen.

Die Städte liegen an den wichtigen mittelalterlichen Handelsstraßen, Alsfeld und Grünberg an der Straße „Durch die Kurzen Hessen“, Friedberg an der „Hohen Straße“, Homberg/Efze an der Straße „Durch die Langen Hessen“. Urkunden bezeugen eine rege Beteiligung Alsfelder Bürger an Rechts¬geschäften der umliegenden Städte, ebenso ist der Besuch von Alsfelder Händlern auf den Frankfurter Messen belegt. Mit den wirtschaftlichen Kontakten ging sicher auch ein Kulturtransfer einher.

Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts begann man in Alsfeld mit dem Bau des Chores der frühgotischen Basilika. Zu dieser Zeit waren im Umkreis Alsfelds erst wenige Bauten errichtet, die dem neuen Chor als Vorbild hätten dienen können. In Homberg/Ohm war kurz zuvor die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika entstanden, deren Chor in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts durch den heutigen Chor ersetzt wurde, so dass wir von ihm keine Kenntnis besitzen. In Friedberg begann man kurz vor 1260 mit dem Bau von Chor und Querhaus der neuen Kirche. Als der Kirchenbau etwa bis zur Sohlbank des Chores gediehen war, kam es zu einem Baustopp.298

Beim Bau des Alsfelder Chores richtete man sich offensichtlich nach den zwei größten Bauunternehmungen der Umgebung, die nachhaltigen Einfluss auf die gesamte Kunstregion ausübten. Der Bau der 1235 begonnenen Marburger Elisabethkirche war um 1249 etwa bis zur Mitte des Langhauses vorgedrungen und wurde um 1265 erst nach einer größeren Bauunterbrechung fortgesetzt.299 Die zweite Quelle, aus der sich die Nachfolgebauten speisten, war die Baukunst der Zisterzienser. Während das Zisterzienser-Kloster Haina wirkungslos für die Alsfelder Walpurgiskirche blieb, übte die Arnsburger Bauhütte Einfluss auf den Bau der frühgotischen Alsfelder Basilika aus.

Die vorliegende Untersuchung konnte als wichtiges Hilfsmittel die mittlerweile dendrochronologisch gestützte Datierung der einzelnen Bauphasen der Marburger Elisabethkirche heranziehen. Michlers Datierung des Alsfelder Chores konnte durch Formenvergleich bestätigt werden, wobei sich der stilistische Schwerpunkt ein wenig zugunsten Marburgs verschoben hat. Sowohl Basen als auch Kapitell des Alsfelder Bündeldienstes lassen sich von Marburger Formen herleiten.
Auch die Datierung des Langhauses der frühgotischen Basilika folgt Michlers Vorschlag, es ist wohl im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts entstanden. Der Bauschmuck des Langhauses und des Chores sind in Qualität und Zeitstellung vergleichbar, was gegen eine längere Bauunterbrechung spricht.

Die einzige Neuerung gegenüber den Bündeldiensten des Chores sind die kantonierten Pfeiler des Langhauses. Sie rückten für Teile der älteren Forschung die Walpurgis-kirche in den Umkreis der Marburger Elisabethkirche und führten zu einer negativen Wertung, weil die Walpurgiskirche zwar die kantonierten Pfeiler der Elisabethkirche übernommen habe, nicht aber die „moderne“ Form der Hallenkirche.

Dieser Schluss erweist sich in mehrfacher Hinsicht als Trugschluss. Die Frage „Basilika oder Halle“ wurde in der Kunstgeschichtsschreibung des frühen 20. Jahrhunderts fast zur Weltanschauung erhoben, doch kann die Diskussion „moderne Hallenkirche“ gegen „antiquierte Basilika“ mittlerweile als überholt gelten. Die Bauherren des Mittelalters trafen ihre Entscheidung wohl eher aus ökonomischen denn aus ideologischen Gründen.
Die frühgotische Alsfelder Basilika lässt sich, wie aus dem einfachen Bauschmuck und den gedrungenen, noch der Romanik verhafteten Pfeilern erkennbar, nicht mit ambitionierten Großbauprojekten wie der Elisabethkirche vergleichen. Zwar ließ man sich bei den kleineren Formen des Bauschmucks von Bauwerken der Umgebung inspirieren, die Formen aus der Marburger Elisabethkirche beispielsweise wurden gleichermaßen für Hallenkirchen und Basiliken übernommen, doch griff man für die Bauform der Kirche auf die Bettelordensarchitektur zurück, wie schon Michler herausgefunden hat.

Die Gründe dafür könnten durchaus ökonomischer Natur gewesen sein. Der Typus der Bettelordenskirche war um die Mitte des 13. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Deutschlands sehr populär,300 der Grund dafür liegt nach Nußbaum auch in der preiswerten Bauweise der Bettelorden: „Dieses Wand-Skelett-System war ungeheuer erfolgreich, weil es die Möglichkeit bot, mit geringen Mitteln gotisch zu bauen.“301
Die Kölner Minoritenkirche als eine der frühesten Minoritenkirchen in Deutschland scheint einen großen Einfluss auf den Kirchenbau in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gehabt zu haben. Ihr Aufriss, wie er sich insbesondere durch bauliche Vereinfachungen ab dem dritten Langhausjoch präsentiert, wurde an unterschiedlichen Orten rezipiert, so in den Pfarrkirchen St. Walpurgis in Alsfeld und St. Christoph in Mainz, in der Kirche der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey im Saarland sowie in der Dorfkirche von Geißnidda. Auch wenn die Maße von St. Christoph und der Walpurgiskirche weitgehende Übereinstimmungen aufweisen, auch wenn der kantonierte Pfeiler und der durchlaufende Mittelschiffsdienst sowohl in  Geißnidda als auch in Alsfeld zu finden ist, so scheinen sich doch alle genannten Kirchen voneinander unabhängig aus der Wurzel der Kölner Minoritenkirche entwickelt zu haben.

Der Benediktinerabtei in Tholey dagegen war nur eine geringe Rezeption beschieden, für eine Verbindung zwischen ihr und der Alsfelder Walpurgiskirche ergibt sich nach heutigem Kenntnisstand weder nach Maßgabe der mittelalterlichen Verkehrswege noch über persönliche Beziehungen ein Anknüpfungspunkt.

Die frühgotische Alsfelder Kirche ist also wohl nicht in Abgrenzung zur Marburger Elisabethkirche als Basilika entstanden, sondern die  Kölner Minoriten¬kirche gab den basilikalen Typus vor. Der kantonierte Marburger Pfeiler wurde über den Umweg Köln vorbildlich für Alsfeld. Die These Wilhelm-Kästners, in der Alsfelder Walpurgiskirche habe sich eine Filiation einer ursprünglich geplanten Marburger Basilika erhalten, konnte widerlegt werden.
Die frühgotische Alsfelder Basilika verdankt sich wahrscheinlich keinem Planwechsel, sondern war von Anfang an als Basilika geplant. In der Nachfolge der Kölner Minoritenkirche entstanden in Alsfeld und Geißnidda zwei der seltenen Basiliken des oberhessischen Kunstraumes.

Allerdings sind alle Umbauten des 14. Jahrhunderts gekennzeichnet von dem Bestreben, die frühgotische Basilika zur Hallenkirche umzubauen.
Es konnte nicht geklärt werden, ob der Umbau des südlichen Seitenschiffes zunächst den Plan verfolgte, eine Emporenhalle zu errichten. Michlers These konnte nicht widerlegt werden, aber der Vergleich mit den Grundrissen der von Michler als Vorbild herangezogenen Kirchen in Dausenau und Ahrweiler sowie St. Quintin in  Mainz erlaubt zumindest Zweifel. Neben den grundsätzlichen Unterschieden in der Grundrissanordnung bleibt auch hier die Frage nach der Verbindung zwischen der recht unbedeutenden Kirche von Dausenau an der Lahn oder der etwa 50 km südlich von Köln gelegenen Kirche in Ahrweiler zu Alsfeld.

Es konnte gezeigt werden, dass das südliche Seitenschiff im Grundriss, im Aufriss und in den Einzelformen dem Vorbild der Fritzlarer Minoritenkirche folgt. Stilistische Einordnung, Stiftungsdaten der Altäre und geschichtliche Gegebenheiten ergeben übereinstimmend eine Bauzeit von bald nach 1330 bis vor 1347. Der Umbau des südlichen Seitenschiffes fällt ziemlich sicher mit der Wirkungszeit des Plebans Wasmud von Homberg in Alsfeld zusammen, der Kanoniker des Chorherrenstiftes Fritzlar war sowie als oberster Schreiber am landgräflichen Hof einen nachgewiesenermaßen engen Kontakt zu Landgraf Heinrich II. hatte.302

Obwohl Michler das Langhaus der frühgotischen Alsfelder Basilika bereits in den Umkreis der Bettelordensarchitektur eingeordnet hat, wurde der Einfluss der Fritzlarer Bettelordens¬kirche auf den Umbau des Alsfelder Südseitenschiffes in der Forschung bisher nicht zur Kenntnis genommen. Die Vorbildhaftigkeit der Fritzlarer Minoritenkirche sowohl im Grundriss als auch in den Einzelformen wurde bisher nur für die ehemalige Dominikanerkirche St. Maria in Treysa herausgearbeitet.303
Im Zusammenhang mit dem Einfluss der Mendikantenbaukunst auf die Alsfelder Stadtkirche muss der Blick auf den in Alsfeld seit etwa 1300 ansässigen Bettelorden der Augustiner-Eremiten gerichtet werden.
Die Bauzeit der frühgotischen Walpurgiskirche liegt vor der Ansiedlung der Augustiner-Eremiten, der Umbau des südlichen Seitenschiffes verdankt sich zwar dem Vorbild der Bettelordensbaukunst, rezipiert jedoch eindeutig die Fritzlarer Minoritenkirche.

Der Kernbau der Kirche des Alsfelder Augustinerklosters entstand erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.304 Zur gleichen Zeit, nämlich wohl ab etwa 1370, wurde das nördliche Seitenschiff der Walpurgiskirche umgebaut, und interessanterweise endet in diesem Moment die Rezeption der Bettelordensbaukunst an der Alsfelder Walpurgiskirche. Es muss daher die Frage gestellt werden, ob das nördliche Seitenschiff der Walpurgiskirche als bewusste Abgrenzung zur Baukunst der Alsfelder Augustiner-Eremiten verstanden werden kann.305

Die Verbreiterung des nördlichen Seitenschiffes jedenfalls könnte als bewusste Übernahme der Grundrisse städtischer Kirchen wie der Frankfurter Bartholomäus-kirche oder der Friedberger Pfarrkirche verstanden werden. Dafür spräche auch die Übernahme von Einzelformen beider Kirchen wie Maßwerk und Portalgewände, die neben vereinzelten parlerischen Formen im nördlichen Seitenschiff Verwendung fanden.
Es kann nicht geklärt werden, ob auch das südliche Seitenschiff nach dem Vorbild des nördlichen hätte verbreitert werden sollen, so dass der Grundriss der Kirche leicht queroblong geworden wäre wie der des sogenannten Frankfurter Domes, denn bald nach Abschluss der Bauarbeiten an nördlichem Seitenschiff und Sakristei fasste man in Alsfeld offensichtlich einen völlig neuen Plan.

Der Bau des spätgotischen Chores ab 1393 stellt einen Umbruch in der bisherigen Bauplanung dar. Zu dem in seinen Höhenmaßen enorm gesteigerten Chorpasste das niedrige Langhaus mit seinen fast während des gesamten 14. Jahrhunderts umgebauten Seitenschiffen nicht mehr. Der Anschluss des Langhauses an den hohen Chor war aber geplant, wie die provisorischen Baumaßnahmen an der westlichen Chorabschlusswand erkennen lassen. Eine Aufstockung des Langhauses erscheint kaum denkbar, es wäre wohl eher an einen Neubau zu denken gewesen.

Der spätgotische Chor bezeugt den Reichtum und das Selbstbewusstsein der Alsfelder Bürger, Kaufleute und Handwerker. Die einflussreiche Zunft der Wollweber stiftete ein farbig verglastes Fenster für den Chor, ein anderes wurde von der Familie Schaufuß gestiftet. Insbesondere die zu Macht und Ansehen gelangte bürgerliche Schöffenfamilie Schaufuß306 trug durch reiche Stiftungen zu Bau und Ausstattung des Chores bei.  Ihr Wappen findet sich an prominenter Stelle auf einem Schlussstein im Chor, auf dem Hochaltarretabel und auf dem Sakramentstabernakel.

Der Chorbau orientierte sich an den um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbauten Chören der Städte Frankenberg und Homberg/Efze, wobei die Gesamtkonzeption in Alsfeld wohl eher auf Frankenberg zurückzuführen sein dürfte.
Deutlich erkennt man das Bemühen, sich mit dem Chorneubau auf die in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts stilweisende Baukunst zu beziehen. Die Werke des Tyle von Frankenberg scheinen für Alsfeld eine Rolle gespielt zu haben. In großem Umfang wurden parlerische Stilformen rezipiert, sowohl im Maßwerk als insbesondere in den sogenannten Parlerkonsolen der Chorstrebepfeiler. Diese bilden zweifellos den Höhepunkt des Bauschmucks an der Alsfelder Walpurgiskirche, sowohl in der Qualität als auch in der Originalität. Sie sind ohne Vorbild in der Kunstregion, vielleicht sind sie das Werk eines Kölner Meisters.

Die Bauschäden durch den „Einsturz“ des Westturmes 1394 scheinen, wie gezeigt werden konnte, nicht so gravierend gewesen zu sein. Auch die Reparatur des Turmes geschah unter finanzieller Beteiligung der Schaufuß‘, wie ihr Wappen über dem südlichen Turmdurchgang beweist. Es ist anzunehmen, dass weniger die ungeplanten Reparaturen am Westturm als vielmehr die gesamtwirtschaftlichen Probleme der Stadt Alsfeld im 15. Jahrhundert den Umbau des Langhauses der Walpurgiskirche verhinderten.

Meyer-Barkhausen ist zuzustimmen, wenn er resümiert:

„Im Ganzen gesehen wird man die Alsfelder Walpurgiskirche zwar nicht den bedeutenderen Schöpfungen gotischer Kirchenbaukunst zurechnen dürfen. Sie gehört zu der großen Zahl liebenswerter deutscher Stadtkirchen mittlerer Größe, die als überragender Mittelpunkt das alte Stadtbild zusammenhalten, und in deren Baugeschichte sich die Geschichte des Gemeinwesens spiegelt im Wechsel von kühner Planung und finanzieller Flaute […].“307
 
So kam es mit dem Einbau der Westempore und dem Durchbruch der Arkaden bis kurz unter die Obergadenfenster in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts nur noch zu kleineren Baumaßnahmen im Mittelschiff. Der Einbau hölzerner Emporen in Langhaus und Chor sowie der Ausbruch der Arkaden in den östlichen Jochen im 17. Jahrhundert veränderten die Bausubstanz nicht wesentlich.

Für die Kunstgeschichte erweist es sich als Glücksfall, dass die Alsfelder Walpurgiskirche ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts nur unwesentlich umgebaut wurde. Hätte man den wahrscheinlich geplanten Neubau des Langhauses als einheitliche und wesentlich höhere Halle durchführen können, so wäre sowohl eine der wenigen städtischen gotischen Basiliken des Kunstraumes untergegangen als auch ein Beleg für den Einfluss der Bettelordensbaukunst in Hessen unwiederbringlich zerstört worden.

Die Baukunst der Bettelorden in Hessen ist bisher lediglich in Einzeluntersuchungen thematisiert worden, so beispielsweise für die Kirche des Dominikanerklosters in Treysa,308 für die Minoritenkirche in Fritzlar,309 den Minoritenkonvent310 und das Dominikanerkloster in Marburg311 und die Dominikanerkirche in Frankfurt.312 Die Kirche der Alsfelder Augustiner-Eremiten hingegen wurde bisher genau so wenig systematisch erforscht wie das ehemalige Franziskanerkloster in Hofgeismar oder der Grünberger Minoritenkonvent, um nur einige Beispiele zu nennen.

Eine Gesamtdarstellung der Bettelordenskirchen des hessischen Kunstraumes findet sich weder in Krautheimers noch in Schenkluhns Publikation zur Bettelordensbau-kunst, auch eine Datenbankrecherche blieb ohne Treffer.313
Eine umfassende Untersuchung, die auch den Einfluss der Baukunst der Mendikanten auf Stadtpfarrkirchen wie die Alsfelder Walpurgiskirche mit einbezieht, ist ein Desiderat der Forschung.
 
 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Dehio-Cremer I 2008. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, bearb. von Folkhard Cremer, München [u.a.] 2008

Dehio-Cremer II 2008. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II, Regierungsbezirk Darmstadt, bearb. von Folkhard Cremer, München [u.a.] 2008

Demandt 1985. Demandt, Karl E.: Das Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar. Quellen und Studien zu seiner mittelalterlichen Gestalt und Geschichte, Marburg 1985 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Bd. 49)

Ellwardt 2001. Ellwardt, Kathrin: Vom Minoritenkloster zur evangelischen Pfarrkirche – Die Stadtkirche in Fritzlar. Führer zu Geschichte und Kunst, Fritzlar 2001

Fowler 1986. Fowler, Angus: Zur Geschichte von Kirchen und Kapellen in Treysa, insbesondere der heutigen Stadtkirche (früher Kirche des Dominikanerklosters), in: Schwälmer Jahrbuch, 1986, S. 18-50

Galéra 1974. Galéra, Karl S. von: Die Geschichte der Stadt Alsfeld. Von den Anfängen bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges, Alsfeld 1974

Götz 2006. Götz, Ernst: Die Stadtkirche Unserer Lieben Frau in Friedberg in Hessen, Königstein 2006

Meyer-Barkhausen 1958/59. Meyer-Barkhausen, Werner: Die Stadtkirche St. Walpurgis in Alsfeld, in: Hessische Heimat, 8, 1958/59, S. 19-23

Michler 1984. Michler, Jürgen: Die Elisabethkirche zu Marburg in ihrer ursprünglichen Farbigkeit, Marburg 1984 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 19)

Nußbaum 1985. Nußbaum, Norbert: Deutsche Kirchenbaukunst der Gotik. Entwicklung und Bauformen, Köln 1985

Schenkluhn 2000. Schenkluhn, Wolfgang: Architektur der Bettelorden. Die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Europa, Darmstadt 2000

Soldan 1861/1862. Soldan, Wilhelm G.: Zur Geschichte der Stadt Alsfeld, in: Programm des Großherzoglich hessischen Gymnasiums zu Gießen, 2 Teile, Gießen 1861-1862, Teil 1, 1861, S. 1-46, Teil 2, 1862, S. 1-48

Zietz 2002. Zietz, Peer: Stadt Alsfeld, Stuttgart 2002 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland : Kulturdenkmäler in Hessen : Vogelsbergkreis, Bd. 1)


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

297 alle Jahreszahlen aus Dehio-Hessen 2008
298 Götz 2006, S. 9
299 Michler 1984, S. 35-36
300 Schenkluhn 2000, S. 110
301 Nußbaum 1985, S. 98
302 Demandt 1985, S. 541-542
303 Fowler 1986, S. 34
304 Zietz 2002, S. 122
305 Die Bürger Alsfelds bedachten im 14. Jahrhundert nicht nur den Pleban und die Altaristen der Stadtkirche mit Stiftungen, sondern vermachten ihren Besitz auch dem Augustinerkloster, das neben der Pfarrkirche zu den reichsten Institutionen der Stadt gehörte. Um 1400 kam es zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Klosterbrüdern und dem Pleban der Walpurgiskirche. (Galéra 1974, S. 32-33)
306 Soldan 1861, S. 24. Happel Schaufuß schenkte 1380 dem Frauenaltar der Walpurgiskirche sein Gut in Tudinrode, um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Familie in den Ritterstand erhoben.
307 Meyer-Barkhausen 1958/59, S. 22-23
308 Fowler 1986
309 Ellwardt 2001
310 Süßmuth, Cornelia: Ergebnisse d. archäolog. Baubegleitung auf d. Gelände d. ehemaligen Marburger Franziskaner-(Barfüßer-)klosters, in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte, 2003, H. 2, S. 47-48
311 Kirche auf dem Felsen. Festschrift anläßlich der 700-Jahrfeier der Universitätskirche zu Marburg, ehemals Dominikaner-Kloster-Kirche, hrsg. von Holger Kuße, Marburg 2000
312 Beck, Kurt: Das Dominikanerkloster Frankfurt am Main, Frankfurt 1977. Edelmann, Gottfried: Zur Baugeschichte der Dominikanerkirche in Frankfurt am Main, in: Schriften des Historischen Museums, 9, 1958, S. 37-48. Fischer, Roman: Das Dominikanerkloster in Frankfurt am Main, in: Jahrbuch der Hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung, 54, 2003, S. 53-70.
313 Recherche am 02.07.09 in den Online-Datenbanken Hessische Bibliographie (http://cbsopac.rz.unifrankfurt.de/), BHA (http://gateway.ovid.com/autologin.html, im Netz der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden) und im Virtuellen Katalog Kunstgeschichte (http://artlibraries.net/).
 
Abb. 2: Zietz 2002

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

 

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
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