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8 Bauanalyse, stilistische Einordnung und Datierung
8.4.2.1 Gesamtansicht
Abb. 83: Walpurgiskirche, Chor [+] |
Im Frankenberger Chor herrscht eine stringente Zuordnung von Diensten und Gewölbegliedern vor. An den Langseiten nehmen fünf Dienste den Gurtbogen, die Diagonalrippen und den Schildbogen auf, im Chorpolygon sind es drei Dienste. Jedem Dienst ist ein eigenes Kapitell zugeordnet.
Abb. 245: Frankenberg, Stadtpfarrkirche, Chor [+] | Abb. 246: Frankenberg, Stadtpfarrkirche, Chor, Sakramentstabernakel [+] |
Abb. 84: Walpurgiskirche, Dienst, Kapitell und Fenstergewände im Chorpolygon [+] | Abb. 247: Walpurgiskirche, Chorgewölbe [+] |
Im Frankenberger Chor sind die vom Boden aufsteigenden Dienste auf Höhe des Kaffgesimses durch Konsolen unterbrochen, auf denen wohl Statuen gestanden haben (Abb. 246). Über den vollständig ausgearbeiteten, spitzen Baldachinen setzt der Dienst wieder an. Die hohe Qualität des Bauschmucks fügt sich stimmig in das Gesamtbild der Frankenberger Kirche.
Auch im Chor der Walpurgiskirche dürfte sich an ähnlicher Position zumindest eine Statue befunden haben. In die nördliche Langchorwand ist auf der Jochgrenze oberhalb des Kaffgesimses eine etwa 1,57 m hohe Nische in die Wand eingetieft,284 die von einem architektonisch gegliederten, polygonalen Baldachin überfangen wird (Abb. 248). Auf dem planen Abschluss des Baldachins sitzt ein Polygon, dessen Seitenflächen mit eingekerbten Lanzetten geschmückt sind. Darauf setzt der Dienst an, dessen Sockel die gleiche Grundform zeigt wie bei den anderen Diensten an den Langhauswänden. Der Sockel wirkt oberhalb des Baldachins recht deplatziert, die einzelnen Elemente scheinen willkürlich aufeinandergestapelt wie Teile aus einem Baukasten. Hier zeigt sich, wie im Dienstsystem, die einfache Stilstufe des Alsfelder Chores. |
Abb. 248: Walpurgiskirche, Chor, Baldachin an der nördlichen Langchorwand [+] |
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Gilsa/Leusler 1664. Gilsa, Moritz von/Leusler, Heinrich: Chorographia. Ausführliche und gründliche Beschreibung der Stadt und Bezirks Alßfeldt im Ober-Fürstentum Hessen gelegen, 1664, in: Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins der Stadt Alsfeld, 5, 1918-1925, Nr. 14-21, S. 82-162
Dehio-Cremer I 2008. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, bearb. von Folkhard Cremer, München [u.a.] 2008
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
283 Die Chorographia berichtet von farbig verglasten Fenstern, die das Leben Christi zum Thema gehabt hätten. Ein Fenster habe die Adelsfamilie Schaufuß gestiftet, ein anderes die Wollweberzunft. Die bereits beschädigten Fenster seien 1646 bei der Beschießung der Stadt Alsfeld endgültig zerstört worden. (Gilsa/Leusler 1664, S. 104)
Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche Alsfeld“, in: www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019 Autorin(nen) oder Autor(en): Schmelz, Annette PDF |