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8 Bauanalyse, stilistische Einordnung und Datierung

8.1.2.3.1 Basen der kantonierten Pfeiler

 
In Alsfeld erheben sich die kantonierten Pfeiler des Langhauses über einem wenig ausdifferenzierten, gestuften Rundsockel (Abb. 153 und 154).
 
 

Abb. 153: Walpurgiskirche, Langhaus, Dienstsockel [+]  
   
   
 
Abb. 155: Marburg, Elisabethkirche, Langhaus. Dienstsockel am 2. Pfeiler von O [+]   Abb. 154: Walpurgiskirche, Langhaus, Dienstsockel, Zeichnung von Michler [+]

 

In der Marburger Elisabethkirche sind die Sockel des ersten und zweiten Pfeilerpaares im Langhaus ebenfalls gestufte Rundsockel (Abb. 155), ab dem dritten Pfeilerpaar sind sie polygonal angelegt (Abb. 124). Folgt man der von Michler vorgeschlagenen Datierung der Marburger Elisabethkirche, so gehört das zweite Pfeilerpaar zur ersten Kampagne des zweiten Bauabschnittes, es ist auf 1244-1248 zu datieren.192 Rundsockel finden sich, außer in Alsfeld und Marburg, auch in Geißnidda und in der von Marburg abhängigen ehemaligen Stiftskirche in Wetter. Die zur Untersuchung herangezogenen kantonierten Pfeiler der Kirchen in Haina und Frankenberg und die Kölner Minoritenkirche haben polygonale Dienstsockel, ebenso die Mainzer Christophskirche, sofern der fortgeschrittene Zustand der Verwitterung dies noch erkennen lässt.
 
Abb. 124: Marburg, Elisabethkirche, Langhaus, Basen des 2. und 3. Pfeilerpaares
von Osten. Rechts: Bauzeit etwa 1244-48, links: Bauzeit ab 1265. [+]

 

In Alsfeld zeigen die Basen der Rundpfeiler und der Dienste unterschiedslos eine vereinfachte Form des attischen Profils aus Wulst und Karnies. Michler gibt in seiner Zeichnung den unteren Teil als Wulst wieder (Abb. 154), doch nähert sich das Profil bereits einem flachgedrückten Teller an, ein Merkmal, das bei provinziellen Bauten häufig anzutreffen ist.193 

Abb. 123: Marburg, Elisabethkirche, Pfeilerbasisprofile in den vier Bauphasen von Osten nach Westen, Zeichnung von Michler, Jahreszahlen von der Verfasserin nach Michler 1984 [+]

 

Die Basen der Alsfelder kantonierten Pfeiler zeigen ein ähnliches Profil wie die Basen des bereits mehrfach zum Vergleich herangezogenen ersten und zweiten Pfeilerpaares im Langhaus der Elisabethkirche in Marburg (Abb. 123, 3. von oben und Abb. 155). Allerdings ist in Marburg der untere Wulst sehr ausladend, der Karnies setzt in einem Rücksprung auf und ist auch durch seine Höhe deutlich vom Wulst abgesetzt.

Die kantonierten Langhauspfeiler der Kölner Minoritenkirche dagegen weisen zwar polygonale Dienstsockel auf, ihr Basisprofil jedoch ähnelt dem der Alsfelder kantonierten Pfeiler. Wie in Alsfeld gehen unterer Wulst und Karnies fast unmerklich ineinander über (Abb. 156 und 157).

 

 

 
Abb. 156: Köln, Minoritenkirche, Langhaus, Pfeilerbasis [+]   Abb. 157: Köln, Minoritenkirche, Langhaus, Pfeilerbasis, Zeichnung von
Rathgens [+]

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Michler 1972. Michler, Jürgen: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Ihre Baugeschichte und kunstgeschichtliche Einordnung, in: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1972, S. 65-99

Michler 1984. Michler, Jürgen: Die Elisabethkirche zu Marburg in ihrer ursprünglichen Farbigkeit, Marburg 1984 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 19)

Rathgens 1929. Rathgens, Hugo: Minoritenkirche, in: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln. Minoritenkirche, S. Pantaleon, S. Peter, S. Severin, Düsseldorf 1929 (Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. 2,2), S. 1-41


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

192 Michler 1984, S. 35
193 Für diesen Hinweis danke ich Herrn Prof. Dethard von Winterfeld.
 
Abb. 123: Michler 1972 (von der Verfasserin um Jahreszahlen ergänzt)
Abb. 124, 153-156: Schmelz, Annette 2008
Abb. 157: Rathgens 1929

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Schmelz, Annette PDF

 

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