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8 Bauanalyse, stilistische Einordnung und Datierung
8.1.1.2.2 Kapitelle
Die Kapitelle der Alsfelder Bündelpfeiler sind stark abgearbeitet, so dass nur mit aller Vorsicht Schlüsse gezogen werden können, doch scheint sich ein geschärfter Schaftring um alle Dienste verkröpft zu haben. Die alten Dienste tragen Kelchkapitelle. Auf dem Kapitell des alten Dienstes am südlichen Pfeiler sind drei Zungenblätter einreihig angeordnet (Abb. 114). Sie wirken fleischig, ihr gleichmäßig dicker Rand wölbt sich vom Kapitellkörper ab. Parallel verlaufende, schematisierte Blattrippen ziehen sich in gleichmäßiger Reihung über das Blatt. |
Abb. 114: Walpurgiskirche, Bündeldienst des alten Chores in der SW-Ecke [+] |
Die Kapitelle im Arnsburger Kapitelsaal tragen über einem geschärften Halsring einen Kelch, der mit einem zweireihigen Blattkranz geschmückt ist. Die Blätter haben zungenblattähnliche Formen, die Blattrippen laufen zur Spitze hin zu, die mittlere Rippe ist stärker akzentuiert. Ein genauerer Blick offenbart jedoch, dass es sich wohl bei allen Kapitellen um Knospenkapitelle handelte, deren Knospen zum großen Teil abgeschlagen wurden (Abb. 125).150 Die Kapitelle des Arnsburger Kapitelsaales scheiden demnach als Vorbild zumindest für das Alsfelder Chorkapitell aus. |
Abb. 125: Kloster Arnsburg, Kapitelsaal, Kapitell [+] |
Der Vergleich mit Kapitellformen in der Marburger Elisabethkirche dagegen ist fruchtbar. Dort finden sich in der Nordkonche in die Fenster eingestellte Runddienste mit frühgotischen Zungenblatt-, Knollen- und Knospenkapitellen (Abb. 126a). Die Blattformen sind, bedingt durch die geringe Höhe der Kapitelle, meist einreihig angeordnet. Die Form des Alsfelder Chorkapitells scheint vorgebildet im Zungenblattkapitell des mittleren Blendfensters auf der östlichen Seite der Nordkonche in Marburg (Abb. 126b), das in die Bauzeit ab etwa 1238 bis 1243 fällt,151 auch wenn die unproportional dicken Blätter des Alsfelder Kapitells wesentlich plumper wirken.
Abb. 126a: Marburg, Elisabethkirche, Nordkonche, Fenster mit eingestellten Säulchen und frühgotischen Kapitellen [+] |
Abb. 126b: Zungenblattkapitell [+] |
Literatur- und Quellenverzeichnis
Gärtner 1998. Gärtner, Otto: Kloster Arnsburg in der Wetterau. Seine Geschichte – seine Bauten, Königstein 1998
Michler 1984. Michler, Jürgen: Die Elisabethkirche zu Marburg in ihrer ursprünglichen Farbigkeit, Marburg 1984 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 19)
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche Alsfeld“, in: www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019 Autorin(nen) oder Autor(en): Schmelz, Annette PDF |