Die auffallend schmale Türöffnung wird durch einen Konsolsturz abgeschlossen (Abb. 103). Teile der rechten Konsole sind wohl unter Druck abgeplatzt, wie die Abbruch-kanten erkennen lassen. Der geschärfte Grat der Konsolen ist ein typisches Merkmal zisterziensischer Baukunst (Abb. 104).¹³⁷ Das Gewände aus Schräge, Kehle, Wulst endet in einem kunstvoll gestalteten Hornauslauf mit tropfenförmigem Abschluss (Abb. 105). Der kräftige Rundstab ist im Bereich des Bogenfeldes hinterschnitten, er bildet einen eingezogenen Tympanonbogen aus.

 

Abb. 103: Walpurgiskirche, Sakristeitür [+]		Abb. 104: Walpurgiskirche, Sakristeitür, geschärfter Grat der Konsole [+]		Abb. 105: Walpurgiskirche, Sakristeitür, Hornauslauf [+]

 

Der Konsolsturz verweist die Alsfelder Sakristeitür in den Umkreis zisterziensischer Baukunst. Verwandte Formen finden sich im Kloster Arnsburg, so beispielsweise am sogenannten Mönchsportal (Abb. 106 und 107) und am Nordportal (Abb. 108 und 109). Das Nordportal führt in das Querhaus, das Mönchsportal vom Kreuzgang in das östliche Doppeljoch des Langhauses, beide Portale sind dem ersten Bauabschnitt der Klosterkirche zuzuordnen und in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts zu datieren.¹³⁸ Das innere Gewände beider Arnsburger Portale endet in einem Hornauslauf. Das Arnsburger Mönchsportal zeigt wie die Alsfelder Sakristeitür einen Konsolsturz. Der eingezogene Tympanonbogen der Alsfelder Tür kann als vereinfachte Form des Arnsburger Kleeblattabschlusses angesprochen werden.

 

Abb. 106: Kloster Arnsburg, Mönchsportal [+]		Abb. 107: Kloster Arnsburg, Mönchsportal, Hornauslauf [+]
Abb. 108: Kloster Arnsburg, Nordportal [+]		Abb. 109: Kloster Arnsburg, Nordportal, Hornauslauf [+]

 

Ähnliche Formen finden sich auch an der evangelischen Marienkirche in Gelnhausen. Das Portal der südlichen Langhausseite (Abb. 110) hat ein äußeres und ein inneres Gewände, das innere endet in einem Hornauslauf, der den eben besprochenen gleicht (Abb. 111). Ein hinterschnittener Rundstab formt über dem Türsturz einen Kleeblatt-bogen aus. Das Gelnhäuser Südportal steht im Bauverband mit der Seitenschiffswand,¹³⁹ es dürfte in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts zu datieren sein.¹⁴⁰

 

Abb. 110: Gelnhausen, Marienkirche, Portal der südlichen Langhausseite [+]		Abb. 111: Gelnhausen, Marienkirche, Portal der südlichen Langhausseite, Hornauslauf [+]

Das Rundbogenportal im Westturm der evangelischen Pfarrkirche von Geißnidda zeigt sogar einen doppelten Hornauslauf (Abb. 112 und 113). Der Turm ist, dendro-chronologisch gesichert, bis 1205 bis zum zweiten Obergeschoss fertiggestellt worden,¹⁴¹ das Portal ist auch ausweislich seiner Formen der Spätromanik zuzurechnen.¹⁴²