urbs-mediaevalis.de

7 Baubeschreibung

7.2.6 Farbfassung

 
Der räumliche Gesamteindruck der Walpurgiskirche wird in nicht unerheblichem Maß durch ihre Farbfassung bestimmt. Die Kirche ist verputzt, die Wände sind weiß. Maßwerk und Gewände der Langhausfenster leuchten ziegelrot. Die Rundstützen sind dunkelgrau mit aufgemalten weißen Fugen, Sockel und Dienste sind rot, die Kapitelle hellrot, grün und gelb. Die Arkaden sind ebenfalls rot gehalten, auch hier ist eine weiße Quaderung  aufgemalt, die nicht mit dem tatsächlichen Fugenschnitt korrespondiert (Abb. 19).119 Die  Gewölbekappen sind weiß gehalten. Das Gewölbe im Mittelschiff zeigt aufgemaltes Quaderwerk, in den beiden westlichen Jochen sind Sterne unregelmäßig in den Quadern verteilt. Im südlichen Seitenschiff ist das Gewölbe um die Schlusssteine herum mit radial angeordneten Flammen oder floralen Mustern bemalt.120 Die Rippen sind rot, in der Nähe der Schlusssteine wechselt die Farbe zu grün (Abb. 72).
 
 
Abb. 19: Walpurgiskirche, Langhaus nach Nordosten [+]   Abb. 72: Walpurgiskirche, Südseitenschiff oberhalb der Empore, nach Osten [+]

 

Die Wände und Gewölbe des Chores sind ebenfalls weiß gehalten, die Sterne auf den Kappen und die farbige Fassung der Schlusssteine „frei erfunden“.121 Dienste und Rippenprofile sind dunkelgrau, ebenso die Fensterlaibungen,122 das Maßwerk leuchtet rot. Die Kapitelle sind rot, gelb und grün bemalt (Abb. 83).
 
 
Abb. 83: Walpurgiskirche, Chor [+]   Abb. 89: Walpurgiskirche, Wandgemälde des Heiligen Christophorus [+]

 

Mehrere Wandgemälde schmücken die Walpurgiskirche. An der Ostwand des nörd-lichen Seitenschiffes beansprucht ein Bild des Heiligen Christophorus die Aufmerk-samkeit des Besuchers (Abb. 89).123 Es ist etwa 7 m hoch und 5 m breit, wird jedoch heute durch die hölzerne Empore teilweise verdeckt.  Es wird auf etwa 1520 datiert.124

Die steinerne Westempore trägt auf ihrer zum Mittelschiff gerichteten Wand eine Verkündigungsszene, die ebenfalls auf die Zeit um 1520 datiert wird.125 Heute ist nur die Maria auf dem nördlichen Zwickelfeld freigelegt (Abb. 90). Eine Fotografie, die nach 1913/14 aufgenommen wurde, zeigt die  Wand komplett bemalt, im südlichen Zwickelfeld ist der Engel der Verkündigung zu erkennen (Abb. 91).126 Auf der Rückseite, unterhalb der Empore, befindet sich im nördlichen Zwickelfeld ein weiteres freigelegtes Stück eines Freskos (Abb. 92). Die dargestellte Kreuzigungsszene ist in einem deutlich schlechteren Zustand als die Verkündigung. Die Westempore zeigt somit ein Bildprogramm mit der Verkündigung auf der Ost- und der Kreuzigung auf der Westseite.
 
 
Abb. 90: Walpurgiskirche, Verkündigung auf dem nördlichen Zwickelfeld der
Westempore [+]
  Abb. 91: Walpurgiskirche, Langhaus nach Westen, Aufnahme nach 1913/14 [+]
     
 
Abb. 92: Walpurgiskirche, Kreuzigung unter der Westempore [+]   Abb. 21: Walpurgiskirche, südliches Seitenschiff, Wandbemalung [+]

 

Das bereits genannte, etwa 1,50 m hohe127 Teppichmuster an der Längswand des südlichen Seitenschiffes oberhalb der Empore (Abb. 21) liegt heute wieder unter Putz. An den Chorwänden erkennt man unterhalb der Empore gemalte Weihekreuze.
 
 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Michler 1972. Michler, Jürgen: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Ihre Baugeschichte und kunstgeschichtliche Einordnung, in: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1972, S. 65-99

Szövérffy 2009. Szövérffy, Joseph: Christophorus, hl. – I. Legende und Kult, in: LexMA 2, 2009, Sp. 1938-1940

Walbe 1913-1928. Walbe, Heinrich: Baudenkmäler in der Provinz Oberhessen, in: Jahresbericht der Denkmalpflege im Volksstaat Hessen, 4a, 1913-1918, S. 149-308


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

119 Im Rahmen der Renovierungsarbeiten 1913-14 wurden fünf bis sechs Anstriche freigelegt, die älteste Schicht zeigte das Gewölbe gequadert, Rippen und Säulen grau. Auch bei der zweiten und dritten Schicht hatten Säulen und Rippen jeweils die gleiche Farbe, rot bzw. rot marmoriert (Walbe 1913-1928, S. 152). Im Gegensatz dazu steht die jetzige Farbfassung.
120 Die Bemalung lehnt sich an alte Reste an.
121 Walbe 1913-1928, S. 152
122 Dies entspricht dem ältesten Befund.
123 Die Ausrichtung des Gemäldes bezog sich wohl auf den Gläubigen, der die Kirche durch das heute verschlossene Westportal betrat. Sein Blick wurde von der Helligkeit des Chores angezogen und fiel auf das Gemälde des Heiligen. Der Anblick eines Christophorusbildes schützte der Legende nach vor plötzlichem Tod. (Szövérffy 2009, Sp. 1940)
124 Walbe 1913-1928, S. 150. Da die Empore in diesem Bereich umgebaut wurde, können aus der Wandmalerei keine Schlüsse zur Datierung gezogen werden.
125 Walbe 1913-1928, S. 152
126 Auch Michler 1972, Abb. 10 zeigt die Westempore in diesem Zustand, sie wurde demnach wohl erst im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1971/72 teilweise verputzt.
127 Walbe 1913-1928, S. 152
 
Abb. 19, 83: Prometheus Bildarchiv
Abb. 21, 91: Bildindex Marburg
Abb. 72, 89, 90, 92: Schmelz, Annette 2008

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Schmelz, Annette PDF

 

print