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7 Baubeschreibung
7.2.4 Chor
Die rechteckigen Chorpfeiler wirken wie Mauervorsprünge, die den Chor abschnüren (Abb. 20). Ihr Sockelprofil liegt heute unter Fußbodenniveau.115
Abb. 20: Walpurgiskirche, Chor [+] |
Abb. 6: Walpurgiskirche, Konsole am südlichen Chorpfeiler [+] | Abb. 13: Walpurgiskirche, westliche Abschlusswand des Chores [+] |
An der westlichen Abschlusswand des Chores zeigen sich deutlich die Spuren des Anschlusses an ein Langhaus, das nicht zu dem hohen Chor passt und dessen Fortbestehen offensichtlich auch nicht geplant war. Oberhalb der Chorpfeiler erkennt man in den Winkeln zwischen der Chorabschlusswand und der nördlichen sowie südlichen Chorwand die Spuren eines Umbaus (Abb. 81). Die groben Abbruchkanten werden nur unzureichend von Runddiensten verdeckt, die auf Blattmasken-Konsolen beginnen. Kurz unterhalb des Überganges zur Fachwerkwand fasst ein übergreifender Kämpferblock den Dienst und den Mauerabbruch zusammen. Auch die Ausführung des oberen Teils der Chorwand in Fachwerk zeugt von einer provisorischen Lösung, die jedoch zum Dauerzustand wurde, weil die Erhöhung des Langhauses unterblieb.
Direkt östlich an die Chorpfeiler schließt je ein Bündeldienst an. Auf den Dienstkapitellen der Bündeldienste in etwa 4 m Höhe117 beginnt ein umlaufendes Kaffgesims, das in die Sohlbänke der Maßwerkfenster übergeht. Es gliedert den Chor in zwei Geschosse. Direkt oberhalb des Gesimses verläuft die hölzerne Empore, die den Chor auf drei Seiten umschließt. Der Bereich unterhalb des Gesimses ist weitgehend ungegliedert (Abb. 20).
Abb. 81: Walpurgiskirche, Abbruchspuren im Winkel von nördlicher und westlicher Chorwand [+] |
Abb. 82: Walpurgiskirche, Chor, Beginn der Dienste auf dem Kaffgesims [+] |
Abb. 83: Walpurgiskirche, Chor [+] | Abb. 84: Walpurgiskirche, Dienst, Kapitell und Fenstergewände im Chorpolygon [+] |
Die Rippen des Chores enden ebenfalls in Schlusssteinen. Der Schlussstein im westlichen Joch zeigt das Wappen der Familie Schaufuß (Abb. 85). Im Schlussstein des Chorpolygons sitzt Christus im Segensgestus vor einem Regenbogen (Abb. 86). Der Fall seiner Kleidung, die Züge des Gesichtes und das Bewegungsmotiv zeigen, dass dieser Schlussstein qualitativ dem geradezu primitiv anmutenden Christuskopf im nördlichen Seitenschiff (Abb. 80) weit überlegen ist, auch wenn zwischen ihrer Entstehung vielleicht nur wenige Jahrzehnte liegen.
Abb. 85: Walpurgiskirche, Chor, Schlussstein mit dem Schaufuß-Wappen [+] | Abb. 86: Walpurgiskirche, Chorpolygon, Schlussstein mit segnendem Christus [+] | Abb. 80: Walpurgiskirche, Nordseitenschiff, östlicher Schlussstein [+] |
Literatur- und Quellenverzeichnis
Michler 1972. Michler, Jürgen: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Ihre Baugeschichte und kunstgeschichtliche Einordnung, in: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1972, S. 65-99
Walbe 1913-1928. Walbe, Heinrich: Baudenkmäler in der Provinz Oberhessen, in: Jahresbericht der Denkmalpflege im Volksstaat Hessen, 4a, 1913-1918, S. 149-308
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
115 Michler 1972, S. 71-72
116 Walbe 1913-1928, S. 157-158
117 Michler 1972, S. 68
Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche Alsfeld“, in: www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php
letzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019 Autorin(nen) oder Autor(en): Schmelz, Annette PDF |