urbs-mediaevalis.de

7 Baubeschreibung

7.1.5 Chor

 
Der zweijochige Chor schließt mit einem polygonalen 5/8-Schluss. Dadurch sind auf der Südseite drei Maßwerkfenster zu sehen, deren östliches bereits dem Chorpolygon zuzurechnen ist (Abb. 51 und 52).  Im ersten und dritten Joch von Westen führen zwei Eingänge in den Chor.  Auf der Nordseite ist das westliche Joch des Chores durch die in diesem Bereich angebaute Sakristei verdeckt. Der sich östlich an die Sakristei anschließende Treppenturm verdeckt etwa die Hälfte des zweiten Chorjoches (Abb. 53). 
 
Walpurgiskirche,
 Chor von Süden   Walpurgiskirche,
 Chor von Süden   Walpurgiskirche,
 Chor von Nordosten
Abb. 51: Walpurgiskirche, Chor von Süden [+]   Abb. 52: Walpurgiskirche, Chor von Südosten, Aufnahme von 1996 [+]   Abb. 53: Walpurgiskirche, Chor von Nordosten, Aufnahme von 1996 [+]

 

Auch der Chor erfährt durch seinen hohen Sockel und ein Kaffgesims eine horizontale Gliederung. Der Sockel endet ohne Profilierung in einer leicht gekehlten Schräge, im Chorscheitel macht sein Versprung den Niveauunterschied zwischen der tieferen Süd- und der höheren Nordseite des Geländes augenfällig (Abb. 54). Das Kaffgesims nimmt mit seiner abgefasten Schräge, die von einer tiefen Kehle hinterschnitten wird, die einfache frühgotische Form des südlichen Seitenschiffes wieder auf.
 
Walpurgiskirche,
 nische im Chorscheitel
Abb. 54: Walpurgiskirche, Nische im Chorscheitel [+]
 

Die Chorstrebepfeiler sind vierfach gegliedert durch den Sockel, das sich über die Strebepfeiler verkröpfende Kaffgesims und zwei Wasserschläge. Sie enden in einem Giebel, der von einer Kreuzblume bekrönt wird. Die Kreuzblumen des Chores sind augenscheinlich Neuanfertigungen.

Jedem Wandfeld ist ein dreibahniges, spitzbogiges Maßwerkfenster eingeschrieben. Die Fenster füllen nicht den gesamten Raum zwischen den Strebepfeilern aus, wobei die verbleibenden Mauerstreifen in den westlichen Jochen breiter sind als im Chorpolygon. Die noch von Mengel beklagte Vermauerung der Chorfenster im unteren Bereich98 (Abb. 52 und 53) wurde mittlerweile zurückgebaut, so dass die Fenster bis hinunter zum Kaffgesims reichen. Die Chorfenster sind, wie alle Fenster der Walpurgiskirche, heute farblos verglast.

Unterhalb des Chorscheitelfensters befindet sich eine spitzbogige, etwa 1,30 m hohe Nische99 mit hervortretendem, kräftig profiliertem Gewände (Abb. 54). Wahrscheinlich befand sich an dieser zentralen Stelle im Chorscheitelbereich eine Statue.
Die Strebepfeiler des Chorpolygons sind durch figürliche Konsolen ausgezeichnet. Diese werden, ebenso wie das Maßwerk der Fenster, in Kapitel 8.4.1 einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.
Das Dach des hohen Chores schließt nach Westen mit einer durch Schiefer verdeckten Fachwerkwand ab, die den Höhenunterschied zum Langhaus ausgleicht. Das Chordach trägt barocke Gauben und einen hexagonalen, verschieferten Dachreiter.

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Mengel 1994. Mengel, Karl A.: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Versuch einer Deutung der Entstehungsgeschichte der Alsfelder Hauptkirche, in: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 15, 1994, Nr. 2, S. 14-44

Zietz 2002. Zietz, Peer: Stadt Alsfeld, Stuttgart 2002 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland : Kulturdenkmäler in Hessen : Vogelsbergkreis, Bd. 1)


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

98 Mengel 1994, S. 44
99 Messung der Verfasserin
 
 
Abb. 51, 54: Schmelz, Annette. 2008
Abb. 52, 53: Zietz 2002

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Schmelz, Annette PDF

 

print