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7 Baubeschreibung

7.1.1 Westturm

 
Der Westturm erhebt sich über quadratischem Grundriss von rund 10,60 m x 10,60 m. Die Mauern sind sehr mächtig mit einer Stärke von 2,75 m, die sich nach oben nur wenig verringert.91
Vier Stockwerke unterschiedlicher Höhe sind durch Kaffgesimse voneinander getrennt (Abb. 28). Das oberste Stockwerk schließt mit einer spätgotischen Maßwerkbrüstung. Darüber erhebt sich ein Oktogon, welches heute nur noch ein Stockwerk umfasst. Sein Umgang wird ebenfalls von einer Maßwerkbrüstung abgeschlossen. Der Turm ist durch eine welsche Haube mit Laterne gedeckt (Abb. 29).
 
Westturm von Süden   Westturm von Südwesten
Abb. 28: Walpurgiskirche, Westturm von Süden [+]  

Abb. 29: Walpurgiskirche, Westturm von Südwesten [+]

 

Die Turmhalle vermittelt den Niveauunterschied des nach Norden ansteigenden Terrains. Während sie von Süden über eine sechsstufige Treppe zu betreten ist, schließt der Durchgang auf der Nordseite ebenerdig an das höhere Terrain des Kirchplatzes an. Der Durchgang durch die Turmhalle wird im Volksmund „die Glockesträng“ genannt.

Die Turmhalle ist kreuzrippengewölbt, der Schlussstein zeigt das Wappen der Stadt Alsfeld. Die Rippen beginnen auf polygonalen Platten über figürlichen Konsolen. Ihr Profil geht aus einem geschärften Rundstab in eine beidseitig gekehlte Rippe über (Abb. 30). Drei der figürlichen Konsolen stellen menschliche Büsten mit Blattkronen dar, eine zeigt die Büste eines musizierenden Engels, der mit seinem Bogen über die Saiten eines Instrumentes  streicht. Aus der Turmhalle führt eine spitzbogige Tür mit doppelt gekehltem Gewände von Westen in die Kirche (Abb. 31).
 
Turmhalle,
 Konsole   Turmhalle,
 westliches Eingangsportal
Abb. 30: Walpurgiskirche, Turmhalle, Konsole [+]   Abb. 31: Walpurgiskirche, Turmhalle, westliches Eingangsportal der Kirche [+]

 

Das erste Turmobergeschoss ist durch zwei kleine rechteckige Fenster belichtet, das zweite durch spitzbogige, genaste Fenster. Die Wandfläche der drei unteren Turm-geschosse ist weitgehend ungegliedert. An den westlichen Kanten fassen diagonal gestellte Strebepfeiler die drei Geschosse optisch zusammen. Sie reichen mit ihrem Pultdach bis fast an das Kaffgesims, ihre Front hat einen bogenförmigen Abschluss (Abb. 32).

Abb. 32: Walpurgiskirche, Westturm, Strebepfeilerköpfe [+]
 
 
Das oberste quadratische Turmgeschoss ist reicher gegliedert. Die Kanten sind durch zweifach profilierte Lisenen betont, denen ein Kleeblattbogen eingeschrieben ist. Dreibahnige Schallarkaden öffnen sich aus diesem Glockengeschoss in alle vier Himmelsrichtungen. Im Couronnement erkennt man unterschiedliche Maßwerkformen, so zeigt beispielsweise das Bogenfeld des südlichen Fensters vier liegende Fischblasen. Richtung Süden und Norden ragt aus dem Stabwerk der Fenster das metallene Zifferblatt der Turmuhr. Über der südlichen Schallöffnung befindet sich eine hochrechteckige Tafel mit dem Alsfelder Wappen.

Die Mauern des Oktogons sind von kleinen quadratischen Fenstern durchbrochen, hier befand sich bis ins 19. Jahnhundert hinein die Türmerwohnung.

Die Dachkonstruktion vor dem Umbau des 16. Jahrhunderts folgte sicherlich der im Spätmittelalter in Oberhessen verbreiteten Form, die einen spitzen, achteckigen Turmhelm über vier Giebeln ausbildet,  wie ihn die Kirchen von Homberg/Ohm (Abb. 134) und Geißnidda (Abb. 136) noch heute zeigen.
 
Homberg/Ohm   Geißnidda
Abb. 134: Homberg/Ohm, Pfarrkirche von Südosten [+]   Abb. 136: Geißnidda, Pfarrkirche, von Süden [+]

 

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Mengel 1995. Mengel, Karl A.: Zur Baugeschichte des Turmes der Walpurgiskirche, in: Festschrift zum 600jährigen Turmjubiläum der Walpurgiskirche Alsfeld, Alsfeld 1995, S. 11-20


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

91 Mengel 1995, S. 19
 
 
Abb. 28-32, 134, 136: Schmelz, Annette. 2008

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Schmelz, Annette PDF

 

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