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5 Baugeschichte bis zum Ausgang des Mittelalters

5.1.2 Langhaus

 
Erhalten sind vom Langhaus drei Paar kantonierte Pfeiler mit ihren mittelschiffsseitigen Diensten und den Diensten in der Flucht der Arkaden. Sie haben Einzelfundamente, keine Streifenfundamente, was auf die Umbruchphase des 13. Jahrhunderts verweist (Abb. 3).42
 
Grundriss nach Michler
Abb. 3: Walpurgiskirche, Grundriss mit den Ergebnissen der Grabung 1971/72 von
Michler
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Im Bereich der beiden westlichen Joche sind beim unvollständigen Umbau zur Halle die Arkaden nicht in voller Höhe durchbrochen worden, so dass sich Teile der basilikalen Obergadenwände und zwei Fenster erhalten haben. Die Gewölbe-kapitelle des Mittelschiffes sind 1,80 m höher angesetzt als im Chor, das Dachgesims verläuft etwa 2,20 m höher als das Dachgesims des alten Chores.43
Am südlichen Chorpfeiler ist die Konsole zu erkennen, auf der der Triumphbogen aufsetzte (Abb. 6), ihre Formen sind noch der Romanik verhaftet.
 
Konsole am südlichen Chorpfeiler
Abb. 6: Walpurgiskirche, Konsole am südlichen Chorpfeiler [ +]

 

Der Triumphbogen war tief angesetzt, das Mittelschiffsgewölbe lief gegen eine Abschlusswand an, wie es die Rekonstruktion von Michler zeigt (Abb. 7).44

frühgotische Basilika,
 Rekonstruktion des Langhausinneren,
 Michler
Abb. 7: Walpurgiskirche, frühgotische Basilika, Rekonstruktion des Langhaus-
Inneren von Michler [+]

 

Ebenfalls ergraben sind die Fundamente der Seitenschiffe. Michler gibt die Breite der Seitenschiffe mit 3,20/3,30 an.45 Dies ist, in Relation zur lichten Mittelschiffsbreite von 8,47 m, sehr schmal.46 Der rekonstruierte Grundriss  (Abb. 9) und der Querschnitt (Abb. 10) von Mengel geben das Verhältnis von etwa 1:2,5 treffend wieder.47

frühgotische Basilika,
 Rekonstruktion des Grundrisses,
 Mengel
Abb. 9: Walpurgiskirche, frühgotische Basilika, Rekonstruktion des Grundrisses
von Mengel [+]
 
frühgotische Basilika,
 Rekonstruktion des Querschnitts,
 Mengel
Abb. 10: Walpurgiskirche, frühgotische Basilika, Rekonstruktion des Querschnitts
von Mengel [+]

 

In der isometrischen Ansicht Mengels (Abb. 11a)  erscheint der Bau insgesamt zu gedrungen. Eine Nachmessung ergab, dass für die senkrechte Koordinatenachse ein kleinerer Maßstab verwendet wurde als für die beiden anderen Achsen.48 Die in Absprache mit der Verfasserin erstellte Grundrissaxonometrie von Hommel gibt dagegen die Proportionen im richtigen Verhältnis wieder (Abb. 11b).49

Isometrie Mengel   Axonometrie,
 Hommel
Abb. 11a: Walpurgiskirche, frühgotische Basilika, Isometrie von Mengel [+]   Abb. 11b: Walpurgiskirche, frühgotische Basilika, Grundrissaxonometrie von
Hommel [+]

 

Die dritte Alsfelder Kirche hatte sicherlich bereits einen Westturm, über dessen Ausmaße sich jedoch keine Aussagen machen lassen.
Die durch keinerlei schriftliche Quellen gesicherte Datierung der Basilika schwankt in der älteren Forschungsliteratur zwischen 1240 und 1250.50 Michler datiert aus stilistischen Gründen den alten Chor frühestens in das erste oder zweite Jahrzehnt nach 1250,51 das Langhaus in das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts.52

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Frankl 1902. Frankl, Paul: Zur Baugeschichte der Walpurgiskirche, in: Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins der Stadt Alsfeld, 1, 1902/1907, Nr. 3, abgedruckt in: Hundert Jahre Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld 1902 – 1922, hrsg. von Monika Hölscher, Alsfeld 2001, S. 35-42

Großmann 1960. Großmann, Dieter: Alsfeld, München [u.a.] 1960

Mengel 1994. Mengel, Karl A.: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Versuch einer Deutung der Entstehungsgeschichte der Alsfelder Hauptkirche, in: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 15, 1994, Nr. 2, S. 14-44

Meyer-Barkhausen 1927. Meyer-Barkhausen, Werner: Alsfeld, Marburg 1927 (Alte Städte in Hessen, Bd. 1)

Michler 1972. Michler, Jürgen: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Ihre Baugeschichte und kunstgeschichtliche Einordnung, in: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1972, S. 65-99

 


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

42 Für diesen Hinweis danke ich Herrn Prof. Dethard von Winterfeld.
43 Michler 1972, S. 70
44 Der Unterzug der östlichen Arkade lag jedoch im Osten nicht auf einem Dienstkapitell auf, sondern auf einer noch erhaltenen Konsole.
45 Michler 1972, S. 87
46 Maße auf einem handgezeichneten Riss der Ausgrabung 1971/72 vermerkt, der sich heute im Landesamt für Denkmalpflege in Marburg befindet (Abb. 8).
47 Im Grundriss allerdings fehlen die Vorlagen an den östlichen Langhauswänden in der Flucht der Mittelschiffsarkaden, vergleiche die Darstellung im Grabungsgrundriss von Michler (Abb. 3).
Im Querschnitt sind die Dienstkapitelle in den Seitenschiffen falsch eingezeichnet. Sie wurden erst im Zuge des Umbaus im südlichen Seitenschiff tiefer angebracht, in der frühgotischen Basilika wurden sie sicherlich vom Kapitellband umkröpft. Das von Mengel im Chor rekonstruierte Rippengewölbe müsste unverhältnismäßig steil gewesen sein, wenn es auf den 4 m hohen Diensten begonnen hätte, die Traufhöhe jedoch in 9,50 m lag. Die Chorfenster sind in der Rekonstruktion sicherlich zu groß geraten.
48 Dies ist nicht unbedingt der Zeichnung Mengels anzulasten. Im Vergleich mit anderen Zeichnungen Mengels wirken auch die Schrifttypen leicht in die Breite gezogen. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Zeichnung in der Publikation verzerrt abgebildet ist. (Mengel 1994, S. 29)
49 Ich danke Herrn Architekten Hommel, Wiesbaden, für konstruktive Diskussionen und die Erstellung der Abb. 11b und 132.
50 1240-45 (Frankl 1902, S. 5, Meyer-Barkhausen 1927, S. 17), Mitte 13. Jahrhundert (Großmann 1960, S. 13)
51 Michler 1972, S. 76
52 Michler 1972, S. 86
 
 
Abb. 3: Michler 1972
Abb. 6: Schmelz, Annette. 2008
Abb. 7: Michler 1972
Abb. 9: Mengel 1994
Abb. 10: Mengel 1994
Abb. 11a: Mengel 1994
Abb. 11b: Hommel, Helmut (Wiesbaden)

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
Autorin(nen) oder Autor(en)
: Schmelz, Annette PDF

 

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