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1 Einleitung

1.1 Thema und Problemstellung


Thema der Arbeit ist die Walpurgiskirche in Alsfeld/Oberhessen, eine der beiden evangelischen Pfarrkirchen der Stadt. Ihr hoher Chor und der Westturm, die das niedrigere Langhaus zwischen sich einschließen, dominieren noch heute die Silhouette der mittelalterlichen Kernstadt Alsfelds (Abb. 1).

 
Blick auf Alsfeld von Südosten
Abb. 1: Blick auf Alsfeld von Südosten [+]
 
Die Alsfelder Walpurgiskirche wurde über den Mauern zweier Vorgängerkirchen errichtet. Ihre heutige Gestalt legt Zeugnis ab von einer wechselvollen Baugeschichte, die durch zahlreiche Planänderungen und Umbauten gekennzeichnet ist und in deren Verlauf eine frühgotische Basilika unvollständig zur Halle umgebaut wurde.
Der Baubeginn des spätgotischen Chores und der Umbau des Westturmes sind durch Inschriftentafeln datiert. Alle anderen Bauphasen lassen sich nur auf der Basis stilistischer Vergleiche und vereinzelter schriftlicher Quellen näherungsweise datieren.

In diesem Zusammenhang muss der Blick auf die umliegende Kunstregion gelenkt werden. Das Gebiet um Alsfeld ist geprägt durch zahlreiche Hallenkirchen. Als Gründungsbau der gotischen Hallenkirchen dieser Region muss sicherlich die von Alsfeld etwa 40 km entfernte Elisabethkirche in Marburg genannt werden. In ihrer Nachfolge stehen beispielsweise die ehemalige Stiftskirche St. Maria in Wetter und die frühere Liebfrauenkirche, jetzige Stadtpfarrkirche Frankenberg. Vor dem Hintergrund dieser Bautätigkeiten in der unmittelbaren Umgebung ab etwa 1235 muss die Frage gestellt werden, weshalb das Langhaus der Alsfelder Walpurgiskirche, dessen Baubeginn Michler auf das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts datiert,1  als Basilika errichtet wurde. Wilhelm-Kästner sieht in der Alsfelder Walpurgiskirche und der Totenkirche in Treysa „basilikale Filiationen“ der Marburger Elisabethkirche und stützt so seine These, dass Letztere vermutlich als Basilika geplant gewesen sei.Allerdings finden sich in der weiteren Umgebung auch basilikale Anlagen, die nach Ausweis der Einzelformen eine stilistische Verwandtschaft zur Walpurgiskirche erkennen lassen, so beispielsweise die Pfarrkirchen von Geißnidda in der Wetterau und Homberg/Ohm. Michler bringt noch einige weiter entfernte Kirchen als architektonische Stichwortgeber ins Gespräch, die Minoritenkirche in Köln und die Abteikirche St. Mauritius in Tholey im Saarland. Während Frankl konstatiert, in Alsfeld habe man „vom großen Weltverkehr abseits liegend conservativ an der in Hessen bisher einheimischen basilicalen Anlage“ festgehalten,3  sieht Michler die basilikale Anlage der Walpurgiskirche im Gegenteil als Abwendung vom Marburger System der Hallenkirche und bewusste Hinwendung zum fortschrittlicheren System der hochgotischen mittelrheinischen Bettelordenskirchen.4
 
 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Frankl 1902. Frankl, Paul: Zur Baugeschichte der Walpurgiskirche, in: Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins der Stadt Alsfeld, 1, 1902/1907, Nr. 3, abgedruckt in: Hundert Jahre Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld 1902 – 1922, hrsg. von Monika Hölscher, Alsfeld 2001, S. 35-42

Michler 1972. Michler, Jürgen: Die Walpurgiskirche zu Alsfeld. Ihre Baugeschichte und kunstgeschichtliche Einordnung, in: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1972, S. 65-99

Wilhelm-Kästner 1924. Wilhelm-Kästner, Kurt/Hamann, Richard: Die Elisabethkirche zu Marburg und ihre künstlerische Nachfolge, 2 Bde., Marburg 1924-1929, Bd. 1, 1924


Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis

1 Michler 1972, S. 86
2 Wilhelm-Kästner 1924, S. 50-51, 55-57
3 Frankl 1902, S. 5
4 Michler 1972, S. 87
 
Abb. 1: Schmelz, Annette. 2008.

 

Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche
Alsfeld“, in:  www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php

Autorengruppe: Studentin / Studentletzte Aktualisierung dieser Seite: 07. Juni 2019
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