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Stadtbaugeschichte

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Stadtbaugeschichte im hessischen Raum

Mit Hinblick auf die Stadtgestaltung der Gegenwart und Zukunft

Fast alle heute in Deutschland bestehenden Städte und Ortschaften (ca. 94%) [1] wurden in der Zeit zwischen dem 11. und dem 14. Jh. gegründet und errichtet. Sowohl vor wie auch nach dieser Zeit wurden nur sehr wenige Stadt-Neugründungen vorgenommen. Bis heute kann nicht eindeutig festgestellt werden, ob die vielen in dieser Zeit gebauten Städte und deren Stadtgrundrisse von Baumeistern in größeren stadträumlichen Zusammenhängen entworfen, geplant und planmäßig errichtet wurden oder ob sie sich bedarfsbezogen kontinuierlich entwickelten. Fest steht aber, dass die Ausformung von Stadtgrundrissen und die Auswahl der verwendeten Gebäudetypologie für ganze Stadtbereiche auf lokale Bedingungen und Anforderungen wie z. B. die zugrundeliegende Topographie, die gesellschaftlichen Zwecke oder die fortifikativen Notwendigkeiten reagierte. Somit darf die mittelalterliche Stadt in unseren Breiten nicht einfach nur als zufällig gewachsene Ansammlung von Einzelbauwerken betrachtet werden, sondern muss als Dokument einer von ihren Bauherren und Baumeistern bewusst ausgestalteten mitteleuropäischen Stadt- und Siedlungsbaukultur gelten.

Durch Kriege, Brände und zuletzt durch die Industrialisierung wurden immer mehr dieser mittelalterlichen Stadträume in den darauffolgenden Jahrhunderten zerstört oder überformt. In vielen der so veränderten Städte lässt sich heute die bauzeitliche Konzeption kaum mehr ablesen oder nachvollziehen. Im hessischen Raum haben sich aber sehr viele der mittelalterlichen Stadtstrukturen in oft wenig veränderter Form erhalten, sodass diese Städte und Gemeinden auch heute noch durch ihr mittelalterliches Bauprogramm geprägt werden. Den meisten Bewohnern und Stadtbesuchern ist dies nicht immer offenkundig.

Das Projekt urbs-mediaevalis möchte einen Beitrag dazu leisten, die Herkunft und die Qualitäten der vorhandenen historischen Stadträume und Architekturen sichtbar und verständlich zu machen. Über das Kennenlernen der historischen Hintergründe und die den Bauprozess bestimmenden Einflüsse wie z. B. die bauzeitliche Stilgeschichte oder der Stand der Bautechnik soll der Webseitenbesucher auf die Qualitäten der historischen Städte aufmerksam gemacht und für diese sensibilisiert werden.

Möglicherweise kann in zukünftigen Stadtentwicklungsprojekten das dabei gewonnene Wissen nützlich sein, um neben den ökonomischen Belangen auch die kulturhistorischen Aspekte der betroffenen Stadträume stärker und ganzheitlicher in die Planungsprozesse miteinzubeziehen. Es wäre ein großer Erfolg, wenn damit der möglicherweise auf Unkenntnis basierenden Zerstörung erhaltenswerter baulicher Geschichtsträger und wertvoller urbaner Strukturen entgegengewirkt werden könnte. Doch auch wenn diese Webseiten "nur" dazu beitragen werden, Ihren nächsten Städteausflug gut vorzubereiten und Ihre Neugier für die historische Stadtbaukunst weiter anwachsen zu lassen, hat sich unsere Arbeit gelohnt.

Die Inhalte des Internet-Projektes urbs-mediaevalis sind in zwei Bereiche gegliedert:
 

Die Städtetopographie

Stadtplan

Im Themenbereich Städtetopographie werden einzelne Städte aus dem hessischen Raum mit ihrer Stadtbaugeschichte und der zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch vorhandenen historischen Bausubstanz vorgestellt. Dabei soll der Begriff "urbs = Stadt" die Auswahl der dargestellten Gemeinden nicht ausschließlich auf jene Städte beschränken, die tatsächlich das Stadtrecht - das kaiserliche oder landesherrliche Vorrecht (Stadtregal) - erlangt haben. Auch Dörfer und Minderstädte, die ebenfalls eine organisierte Verdichtung des Kulturraumes darstellen, sollen Gegenstand der Betrachtungen sein.

Die systematische Listung der dort heute noch stehenden Bauten und Stadträume stellt in Form eines Häuser- und Freiflächenbuchs all jene Gebäude und Stadtflächen vor, deren Erbauungs- und Entstehungsdatum vor 1700 liegt. Die Gebäude werden unter ausgewählten Aspekten systematisch beschrieben, fotografisch dokumentiert und ggf. städtebaulich bewertet. Eine Betrachtung der Stadtgeschichte und der städtebaulichen Entwicklung vervollständigen das Bild der historischen Stadt.

Die Darstellung der jeweils bearbeiteten Ortschaften stellt eine Momentaufnahme dar, die die zumeist schon vorhandene Denkmaltopographie durch die umfänglichen Betrachtungen zu den städtebaulichen Zusammenhängen und durch die erläuternden Verknüpfungen zu korrespondierenden Fachthemen im Studienportal sinnvoll ergänzt.
 

Das Studienportal

Studentische Arbeitsgruppen

Das Studienportal erfüllt zweierlei Aufgaben:

In diesem Bereich werden viele Themen behandelt und illustriert, die für eine fundierte und ganzheitliche Betrachtung der mittelalterlichen Stadtentwicklung wissenswert oder notwendig sind. Neben Beiträgen zum Wesen der Städte, zu den zu lösenden Bauaufgaben und deren Einflüsse auf die Stadtentwicklung, die vielfältige Bautypologie, die mittelalterliche Bautechnik und die Bedeutung und Ausprägung der bauzeitlichen Architekturästhetik wird auch der geschichtliche Rahmen erläutert. Hierfür wird eine differenzierte Darstellung angewandt, die die wichtigsten Einflüsse sowohl aus der hessischen Geschichte als auch aus der überregionalen Historie und der begleitenden Stilgeschichte aufzeigt. Über Hyperlinks miteinander verknüpft, ergänzen sich die Stadtdarstellungen der Städtetopographie mit den städteübergreifenden Fachthemen und den Historienbeschreibungen im Studienportal. Auf diese Weise können vom Benutzer die zum Verständnis notwendigen Kenntnisse direkt abgerufen und zu einem ganzheitlicheren Bild zusammengesetzt werden.

Die zweite Aufgabe des Studienportals besteht darin, alle noch nicht mit der Stadtbauforschung Vertrauten in die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtbaukunde einzuführen. Indem das hierfür benötigte Grundlagenwissen bereitgestellt wird, finden sowohl die lernenden und forschenden Studierenden als auch alle anderen teilhabenden Webseitenbesucher einen grundlegenden und kompakten Einstieg in die Thematik. Darüber hinaus kann das inhaltlich stetig wachsende Studienportal jederzeit noch einmal zur ergänzenden und vertiefenden Neubetrachtung genutzt werden.

Neben den bereitgestellten Informationen werden auch weiterführende Links und themenspezifische Literaturhinweise angeboten, die zur eigenen Recherche überleiten sollen.

 


[1] Quelle: Seraphim, Peter Heinz, "Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Von der Frühzeit bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges.", Wiesbaden Gabler (1966).

Bild [1]: Frankfurts Vorstadt Sachsenhausen zu Anfang des 17. Jahrhunderts, Aquarell von Peter Becker, 1889
Bild [2]: Stadtplan der Stadt Frankfurt am Main (Ausschnitt), von Julius Eduard Foltz-Eberle, 1852
Bild [3]: Studentische Arbeitsgruppen, SS 2012 (Foto: J. Jost, 2012) 

Autorengruppe: Projektleitung "urbs-mediaevalis"letzte Aktualisierung dieser Seite: 12. Oktober 2013
Autorin(nen) oder Autor(en)
: JJ01-001

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